Trotz allgemein recht langer Anfahrten der Teilnehmer wagte man es, einen Treffpunkt früh morgens im Dreiländereck auszumachen. Beträgt die durchschnittliche Verspätung innerhalb Frankens schon die ein oder andere Stunde, konnte man hier Differenzen in der Größenordnung mehrerer Tage befürchten. Doch nur innerhalb weniger Minuten traf die gesammelte Mannschaft ein und versuchte sich bei diversen koffeinhaltigen Getränken für den restlichen Tag zu stärken.
Von der Navi-Frau geleitet, startete man ins Reich der Baguettes, um nur ein paar Kilometer hinter der Grenze wegen einer Sperrung der Autobahn auf Nebenstraßen ausweichen zu müssen. Bei nebligem und tristem Wetter glaubte man sich immer wieder in Kulissen von "Der Soldat James Ryan" versetzt. Nach diversen Irrfahrten auf Einbahn-Feldwegen erreichte man schließlich den Parkplatz vorm Loch - und musste mit mäßiger Begeisterung zu Kenntnis nehmen, dass gerade ein Stoßtrupp von 10 Franzosen Anstalten machte, sich einzuschlazen.
Aus unsicherer Entfernung betrachtete man das Spektakel und wartete ab - schließlich wollte man sich im Loch nicht ständig begegnen. Zur Überbrückung der Wartezeit wurden Flaschen mit goldgelbem Inhalt geöffnet und konsumiert. Der bodenständige Bayer mag das kaum als Bier bezeichnen und auch die aufgeschreckten und herbeigelaufenen Franzmänner konnten überzeugt werden, dass es sich nur um Limonaaaad' handelt. Mit 2.9%.
Als ein Ende der französischen Einschlazerei absehbar wurde, begann auch der gemeine CaveSeeker an sich Hand anzulegen. Schändlicherweise muss zugegeben werden, dass die Fußmatten der Franzosen zum Umziehen nicht einer gewissen Bauernschläue entbehrten, man selbst stand höchstens auf Plastiktüten. Trotzdem steckte man in kürzester Zeit im muffligen Schlaz (außer Herr Phillippp, der nach Weichspüler duftete), hatte den Sack gepackt und stand - wieder im Stau vor der Einstiegsdoline.
Kurzerhand wurde beschlossen, noch in ein anderes Loch in unmittelbarer Umgebung einzufallen, wobei "fallen" von manchen zu wörtlich genommen wurde. In der Grotte de la Baume folgte man geschätzte 50m einem Tiefgaragen-ähnlichen Profil in geschmeidigen Kurven, bis plötzlich ein verstürztes und versintertes Ende den Besucher überrascht.
Zurück an der Malatière wurde ein zweites Seil grazil um einen anderen Baum geknotet und so konnte man am eigenen und am fremden Seil gegen 11:30 Uhr endlich abfahren.
Dem leichten Gefälle folgend, wanderte man zunächst durch beeindruckende Gangprofile. Erste Versinterungen in Eingangsnähe verleiteten zu baldigen Fotoaktionen. Schließlich wurde es feuchter, einige glitschige Rauf- und Runterstellen kündigten noch schönere Formationen an - und noch mehr Fotos.
Nach einer kurzen Querung einer Kluft und deren furchtlose Analyse, folgte der erste Schluf - freundlicherweise durch eine Pfütze - zu einer stark abfallenden Sinterkammer. Man kann hier nicht anders, als die Tropfsteine als Tritte zu benutzen, denn es gibt keinen felsigen Untergrund. Durch einen weiteren Schluf erreicht man die Palmenhalle, die durch ihre Größe und den beiden beeindruckenden Tropfsteinen an ihren Enden zu einer Rast einlud. Und zu Fotos.
Weiter ging's bis zu einer Gabelung, wobei man sich nicht für den Schacht entschied, sondern für den längeren und engen Schluf. An dessem Ende winkte eine äußerst ansprechende Tropfsteinlandschaft, die natürlich gebührend digital festgehalten wurde. Zwischen den Formationen hindurch gelangt man zu einer weiteren Schlucht, die am Seil hängend entlang verfolgt wurde. Hier hatte der Franzose bereits ein Seil eingebaut und in den Bohrhaken war kein Platz für CaveSeeker-Karabiner. Man verbaute daher ein eigenes Seil am Fremdseil und hoffte wiederum auf die Bauernschläue der Gastgebernation.
Wieder schlufend erreichte man nach einiger Zeit geräumigere Teile der Höhle. Und feuchtere. Das Fotografen-Herz schlug höher ob der dargebotenen Sinterpracht. Wasser an der Decke, Wasser in der Luft und Wasser am Boden.
Schließlich gelangte man in den auch für Rollstuhlfahrer bequem zu durchquerenden Teil, die Metro. Hohe und breite Gänge luden zu weiteren Fotos ein, wobei hier mehr das Gangprofil an sich gefiel, Sinter ist nur äußerst spärlich in kleinen Seitengängen und Ritzen zu entdecken.
Immer noch sehr hoch, aber jetzt deutlich schmäler führte der Hauptgang weiter. Versturzblöcke säumten den Weg und schließlich eine nicht enden wollende Wasserstraße. Lehmigbraunes Wasser mit Sichtweiten unter 1cm ließ die CaveSeekers tänzelnd durchs Ungewisse stolpern. Die Steilwände links und rechts, sowie die Versturzblöcke zuvor ließen nicht gerade vermuten, dass unter der Wasseroberfläche ein bequemer ebener Gang zu finden war. So tastete man sich, die volle Höhe der Gummistiefel ausnutzend, weiter voran. Hier traf man auf zurückkehrende Franzosen. Die zur Schau gestellten weißen Turnschuhe ließen allerdings Zweifel aufkommen, ob die Damen und Herren des Umbauens unseres Seils an der Schlucht mächtig waren oder sie sich über ein verspätetes Weihnachtsgeschenk freuen würden. So ließ es sich Frau Krannich nicht nehmen, auf die Problemlage hinzuweisen, was vom Anführer mit ernstem Oui Oui quittiert wurde.
Die nicht enden wollende Wasserstraße wollte schließlich doch enden und man kletterte, einem extrem siffigen Seil vertrauend, über glitschige Felsen und Versinterungen zum Cheminée SVC. Diesem Tropfsteinparadies voll mit allen möglichen Formationen, von durchsichtigen Maccharonis über weiße Sinterbecken zu perligen Tropfsteinen, musste natürlich gehuldigt werden, was in ein furioses Blitzlichtfinale ausartete. Unterdessen wagten sich einige Teilnehmer noch in den folgenden, angeblich trockeneren Abschnitt vor, doch man beschloss bald umzukehren.
Innerhalb von 90 Minuten kroch und stolperte man wieder zurück, nicht ohne ab und zu über die Schlufstrecken ein paar negative Worte zu äußern. Sogar das Umbauen des Seils an der Schlucht durch die Einheimischen hatte geklappt. Schließlich stand man - der ein oder andere schweißgebadet - wieder in der Doline und seilte auf, mit sich nähernden Franzosen im Rücken. An den Fahrzeugen wurde dann noch ein äußerst heimtückischer Anschlagsversuch auf die CaveSeekers durchgeführt, indem man die Abgase eines geschätzt 150 Jahre alten Citroens geschickt in unsere Richtung lenkte und kurzzeitig die Sichtweite auf Armlänge verkürzte. Nach einigen Minuten wähnte man uns vermutlich tot, denn der Motor wurde abgestellt. Nicht ganz fluchtartig, aber doch zügig wurde umgezogen, eingepackt und der Parkplatz verlassen. Als Abschiedsgruß präsentierte uns der Anführer der Franzosen sein nacktes Hinterteil. Doch selbst dieser Anblick wurde ohne erkennbare Schäden weggesteckt.