Der Schauhöhlentourist im südmährischen Karst hat es nicht nötig, beschissenste Bilder mit langer Belichtungszeit zu gestalten. Nein. Er kann sich direkt am Kassenhäuschen von der Angst beim fotografieren erwischt zu werden freikaufen. Mit ca. 40 Einheiten der irrelevanten lokalen Währung.
Da der CaveSeeker mit Angst nicht umgehen kann, und jede Diskussion scheut, gibt er also vorsichtshalber am Kassenhäuschen sein hart erwirtschaftetes Geld ab - um der Welt ein paar Bilder dieser Höhle mit dem unaussprechlichem Namen zu kredenzen. Alles für den Bildungsauftrag.
Die Führungen werden offenbar im 15-Minuten-Takt durchgeführt. Daher wartet man nur kurz am äusserst penibel gepflasterten Höhleneingang - bis ein ca. 16 jähriger damit beginnt die Tür in Innere zu öffnen. Der zahlreich angetretene Tscheche strömt ins Loch und zückt in großer Zahl sein Smartphone aus südkoreanischer Produktion. Angewidert wendet man sich ab.
In lupenreinem Tschechisch erläutert der Bub er den anwesenden Einheimischen sicher sehr interessante Details zum Loch oder auch zur Weltpolitik - man weiss es nicht. Schließlich ist man damit beschäftigt, im vorbeihetzen mindestens 16 Bilder zu gestalten. Und wie immer klappt zunächst mal gar nichts.
Es wird geschimpft, geflucht, sogar Allah angerufen und es werden Prügel angeboten. Mit Schweiss auf der Stirn entstehen aber schliesslich die ersten Bilder. Es kommt Freude auf.
Die unangenehme Stimme des Buben befeuert den Drang zuzuschlagen. Langsam, monoton, laut, - und besonders schlimm - auf tschechisch lammentiert er vor sich hin. Die zahlreich einschlafenden Gesichter ignoriert er gekonnt.
So lässt sich der CaveSeeker weit zurückfallen. So weit, dass man sich nur noch dort bewegt, wo soeben das Licht ausgeschaltet wurde. Quasi im Dunkeln.
Immer wieder ertönt lauter Alarm im Hohlraum und lässt den CaveSeeker hochschrecken. Man ist zunächst versucht an einen Überfall der Russen zu denken - aber es sind keine Schüsse zu hören. Und auch keine Panzerketten. Immer wieder Alarm . Im Minutentakt.
Am "Prunkstück" der Höhle angekommen: Noch mehr Alarm. Pausenlos. Und da geschieht es: Der Führungsbub wagt es, sich verbal an die Künstler zu wenden, und diesen mit Händen und Füssen zu erläutern, sie mögen ab hier keine Blitze mehr verwenden.
Bei allen drei Helden fällt schlagartig der Blutdruck in Bodenlose. Herr Wipplinger ist gerade noch in der Lage Herrn Warnick zurückzupfeifen - hat er sich doch gerade auf den Weg gemacht, den Buben ein für alle mal "leer zu machen". Aus weiteren gestammelten Worten wird die Information entnommen, dass die Alarmanlage anzeigt, wenn jemand blitzt. Und das wäre schlecht.
Unfassbar. Man zahlt 40 was-auch-immer und darf nicht blitzen! Aber egal. Schlussendlich wartet man kurz, bis der Kaspar um die Ecke verschwunden ist - und blitzt weiter. Noch mehr als vorher. Und zwar ausschließlich aus Freude - ohne zu fotografieren. Hauptsache Alarm.
Fazit: Fazit vergessen.