Der Schatzmeister hat ein neues Hand-Funken-Set spendiert - um während der langen Fahrt ins Ausland besser Befehle erteilen zu können. Befehle sind wichtig. Sonst entsteht Chaos. Im Nachgang muss allerdings festgestellt werden, dass kein einziger echter Befehl gebellt wurde. Stattdessen wurden mit einer unglaublichen Ausdauer schlimmste Weisheiten in den Äther kolportiert. Pausenlos.
Obwohl auf der gesamten Fahrt (hin und zurück) kein einziges Mal ein anderer Mensch auf Kanal 1 gehört wurde, war schon vorher klar, was zuerst definiert werden musste: Rufzeichen. Wie seinerzeit im Bananenkrieg bei Fürstenfeldbruck. Die gefundenen Rufzeichen lassen einige Rückschlüsse auf die psychische Verfassung von älteren Herren im schlimmen Stau zu, mussten aber leider - aus Gründen des Jugend-, Christen- und Moslemschutzes teilweise zensiert werden:
- Wipplinger: hautverlängerung
- Seeleitner: sack
- Warnick: Geplatzte naht
- Wolfram: Gebleechte fistel
- Hennschker: entzündung
- Konopac: Infektiöses furunkel
Während der 11 Stunden und 30 Minuten dauernden Anfahrt verwöhnten neben Slayer, Vicki Vomit und Heino besonders die ausufernden Monologe des Herrn Wipplinger die Mitfahrer. Die Beschimpfung der ganzen Welt begann im osteuropäischen Raum, dehnte sich nach Osten über den Orient bis ins Asiatische aus, um dann nach wenigen Stunden noch weiter ostwärts über die USA wieder nach Europa zu gelangen. Weltklasse. In den seltenen Momenten, in denen er seine bereits leicht heisere Stimme schonen musste, übernahm das iPhone die akustische Dauervergewaltigung der Reisenden - seine besten Monologe nimmt er dankenswerterweise auf, um sie in passenden - und besonders in unpassenden - Momenten abspielen zu können. Um die Stimmung weiter anzuheizen, ließ es sich Herr Warnick nicht nehmen, alle 5 Minuten oder alle 5 Kilometer eine Zigarette zu rauchen - je nachdem was eher eintrat.
Als man schließlich um halb fünf auch noch auf die falsche Autobahn abbog, drohte die Stimmung zu kippen. Doch man war zu müde für eine zünftige Schlägerei und bezog kurz darauf ausgezehrt Quartier in Kozina. Herr Seeleitner begab sich direkt ins Bett, während die Kollegen ihr wohlverdientes Feierabendbierchen kippten. Oder zwei. Oder elf.
Zustand der Herren um 10:00 Uhr: Wolfram (2h Schlaf) hellwach. Warnick (2h Schlaf ) pennt. Seeleitner (10h Schlaf) pennt . Konopac (12h Schlaf) schwingt die ganz große Rede.
Der eigentliche Plan - endlich mal irgendwo anders auf Lochfang zu gehen - wird wie sel bst verständlich über den Haufen geworfen. Schließlich darf nichts geschehen, was vorher geplant war. Ganz große Konopac-Regel. Stattdessen wird wieder exakt dorthin fokussiert, wo schon immer gewirkt wurde - und ganz nebenbei zwei bis dato unbehelligten Menschen der Tag versaut. Mit Schmackes. Zaghafte Versuche die Herren Warnick und Seeleitner aufzuwecken werden nach wenigen Sekunden abgebrochen - zwei weniger an der Backe.
So wird mit zwei KFZs in die Zielregion aufgebrochen. Beinahe verwirrungsfrei parkt man in der slowenischen Tundra und freut sich des brillanten Sonnenscheins. Zumindest einer freut sich. Der Autor. Die anderen Kasperaden - mit GPS in der Hand - durchstreifen das Gras auf der Suche noch Löchern, deren Koordinaten klar sind - und ziehen dabei Unmengen an Zecken. Zecken! Jetzt also auch in Slowenien. Kleiner und noch dunkler als fränkische Holzböcke. Schlimm.
Man hört, eins der Löcher wäre 80 Meter tief. Auch das war schon vorher klar. Allerdings scheint nicht wirklich jemand ins tiefe Loch zu wollen. Stattdessen drückt man sich scheinbar unbeteiligt in der Nähe der Kraftfahrzeuge herum. Fotografiert. Uriniert. Liest ein wenig. Vertilgt Gummibären. Beobachtet die Frauen. Schweigt. Immer in der Hoffnung, irgendjemand lässt verlautbaren, das tiefe Loch würde heute nicht begangen werden und man könnte direkt zum Pizzaessen fahren.
Plötzlich ist klar: Gruppe "Hellblau" kümmert sich um die Križenca, Gruppe "Rosa" um irgendwelche anderen Löcher.
Die Blicke der Herren Konopac und Wipplinger treffen sich und beide schütteln verbittert die Köpfe. Und dann fügen sich in ihr immergleiches Schicksal: Keine altersgerechte Entspannung - stattdessen schon beim ersten Loch wieder Panikattacken .
" Leck mich am Arsch mit di eser Scheiße! " lässt der Autor beim Blick in die Schwärze des Schachts verlautbaren. Und dann: "Ich bin zu alt für so was." Herr Konopac redet beruhigend auf Herrn Wipplinger ein - es wäre doch alles nicht so schlimm. Und überhaupt. Sind doch nur 80 Meter. Fast kein Problem. Und später gibts schön fettige Nahrung vom Einheimischen.
Nur noch ein letztes kleinlautes verbales Aufbäumen - "Angeschissen!" - und zögernd beginnt die Tortur des Abstiegs.
Allen Beteiligten war klar, dass der Schacht 80 Meter tief ist und es eine Umsteigestelle ca. 10 Meter über Grund gäbe. Daher herrscht einige Verwirrung, als die erste Umsteigestelle bereits nach ca. 5 Metern intensivem Abseilens erreicht war. Ist also doch alles eher harmlos. So denkt man.
Kurz umsteigen, dabei stark schwitzen, und weiter. Sind ja nur noch 10 Meter. Maximal.
Nach 7 Metern ist leider nicht der Boden erreicht - stattdessen eine weitere Umsteigestelle. Der Schweiß rinnt in Strömen. Man steigt um und hofft auf das Ende.
Weitere 6 Meter abgeseilt: Die nächste Umsteigestelle. Und so weiter und so fort.
Nach nur einer Stunde sitzt man mit schmatzendem Geräusch am Geröllfeld auf. Der Geruch am Boden irritiert kurz - bis man realisiert, dass das Schmatzen nicht von der Feuchtigkeit im Schlaz kam, sondern vom toten Tier unter dem Hintern.
Die wenigen Minuten im Loch wurden weitgehend vergessen. Es ging primär wie immer darum mit nicht weniger als 16 Bildern aus dem Loch zu kommen.