Es ist so wie immer, die eine Nacht geht und der andere Tag kommt oder umgekehrt, egal. Jeder wird älter und mit zunehmenden Alter wird man nicht unbedingt fitter. Genau deswegen gibt es bei den Cavesekeers neuerdings einen neuen Brauch, der da heißt, was, du hast Geburtstag? Ich schenke dir eine Befahrung der Höhle XY und auf geht’s, denn so billig kommst du nicht mehr so tief unter die Erde. Was für ein Objekt würde sich da besser eignen als das weit über seine Grenzen bekannte Mordloch.
So trafen sich an einem sonnigen Tag verschiedene Divisionen aus dem ganzen Reich, um gemeinsam einzutauchen. Zuerst Abteilung Süd (Herr Konopac) im Alleingang, gewiss sofort wieder auszutauchen und an diesem Tag bestimmt keine weiteren Heldentaten vollbringen zu wollen. Gefolgt von der Sturmtruppe Schwaben (Herr Wolf und Herr Maier), mit dem Ziel, den südlichen Siphon zu betauchen und weiter professionell zu verleinen. Und zu guter letzt Kommando Spezial (Herr Bunk und Herr Kreil), mit dem heroischen Ziel, den Rattengang zu Befahren und möglichst gut abzulichten. Zunächst sammelten sich die verbleibenden Trupps in der Betahalle, man muss sich schließlich in das Höhlenbuch eintragen, um dann zeitversetzt zum eigentlichen Ziel vorzustoßen.
Nach beinahe unendlich vielen Diskussionen zwischen Kamerad Bunk und Kreil, entschloss man sich kollektiv den Rattengang von Süd nach Nord anzugreifen. Schon bald darauf gelang es der Einheit, nach kurzen Wegfindungs-Problemen, das richtige Loch zu lokalisieren und gemeinsam einzuschlufen. Zuerst gebückt gehend, dann aufrecht krabbelnd, kurz schlufend, um dann tief gleitend über extrem scharfe Kanten zu rutschen. Das Gangprofil ändert sich stetig, wobei es meist horizontal verläuft. Bewundert werden können sehr ausgeprägte Fließfacetten, die sich mit interessanten Flusskieseleinlagerungen abwechseln. Auch spektakuläre Erzauswaschungen kann man bestaunen. Da der gesamte Abschnitt der Höhle bis auf einen kleinen, sehr schlammigen Tropfwassersiphon von ca. 5m länge ausschließlich komplett trocken zu befahren ist, muss von einem 7mm Neoporenanzug dringend abgeraten werden.
Auch der Helm ist an manchen Stellen extrem hinderlich. Desweiteren ist die Orientierung ohne Kompass von Süd nach Nord nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Trotz all den widrigen Umständen, gelang es dem perfekt eingespielten Team Bunk - Kreil in gefühlter Rekordzeit bis zum Markenzeichen des Rattengangs vorzudringen. Aufgrund der extremen Enge und der ständigen Nebelbildung ist das Fotografieren nur sehr schwer möglich gewesen. Da bei der Süd-Nordpassage die Schlüsselengestelle erst kurz vor dem Ende des Areals erreicht wird, setzt man alles auf eine Karte, denn wer hier scheitert, riskiert den kompletten Weg zurück schlufen zu müssen. Bleibt festzuhalten, dass der Sauerstoffgehalt in dem kompletten Bereich bei nur zwei Befahrern sehr schlecht ist.
Dieses ändert sich merklich, hat man das letzte Hindernis erfolgreich passiert. Der Rückweg durch den Nordgang, das Labyrinth und den Bettelgang gestaltet sich vergleichsweise entspannt. Kurz vor erreichen der Betahalle fielen noch zahlreiche alte Kabeltrommeln im vorderen Drittel des Bettelgangs auf, über diese hier nur spekuliert werden kann. Nach verlassen des Bettelganges trafen sich alle Protagonisten wohlbehalten in der Betahalle wieder und machten sich gemeinsam fertig zum Austauchen.
Bleibt abschließend festzuhalten, dass die Verbindung Nord-Süd durch den Rattengang extrem hohe körperliche Ansprüche an den Bekriecher, so wie sein Material stellt und nicht unbedingt für Personen, die stärker gebaut, beziehungsweise sehr groß gewachsen sind, weiter zu empfehlen ist.