Generell gilt bei Auslandseinsätzen der CaveSeekers: "Tote
und Verletzte werden zurückgelassen - nicht aber deren Material!". Getreu diesem
Motto ging es auf gen Schweizerische Eidgenossenschaft, um dem dort befindlichen
Nidlenloch einen Besuch abzustatten.
Bereits vor dem Frühstück warf das Loch seine Schatten in Form der angrenzenden Bettenburg befindlichen Nasszelle voraus. Die dort anzutreffende Enge und die Versinterungen erweckten bei allen beteiligten Duschern die Hoffnung, eine ansprechende Zeit unter Tage zu verbringen.
Manches sollte jedoch anders als erhofft ablaufen. Insbesondere
dem obigen Motto konnte nicht getreu verfahren werden. Es musste nach anderen Regeln
gekrochen werden - denn es gab das von Herrn
unterschriebene Formular.
Dieses verpflichtete den Kameraden persönlich dazu, für Schäden jeglicher Art aufzukommen,
was die Verschmutzung durch vergammelnde Kameradenteile mit einschließt.
Durch die Schweizer Wegelagerer und Raubritter leicht verunsichert
und um etliche Franken erleichtert, trat die Truppe den wenig beschilderten Weg zum
Höhlentor an. Zusätzlich eintretendes Schneetreiben und orkanartige Böen konnten
schlussendlich aber auch nicht die Befahrung verhindern. Der vereiste Eingang beeindruckte
zunächst durch schöne Eisfahnen und absolut klare Eiszapfen. Wasser floss an allen
Wänden herab. Ein gutes Omen auf zahlreiche Versinterungen, sollte man meinen. Doch
mit jedem Meter tiefer im Berg, zeigten sich die Gänge mehr und mehr von ihrer trockenen
Seite. An vielen Stellen finden sich Reste von altem Sinter. Diese sind aber so trocken,
dass die Sahara getrost als Feuchtgebiet durchgehen könnte. Enttäuscht vom bisherigen
Anblick der Höhle wurde die Entscheidung getroffen, wenigstens bis zum Höhlenbuch
den Brechreiz zu unterdrücken. Der Weg durch das sogenannte Labyrinth zur Forster-Halle
wurde also angetreten.
Im Labyrinth brach dann auch, Nomen est Omen, das
Chaos aus. Der erfolgversprechende Schluf wollte sich einfach nicht finden lassen.
Der Schuldige war dann auch schnell ausgemacht. Das zur Verfügung gestellte Kartenmaterial
hatte deutliche Lücken oder die Beteiligten deutliche Bewusstseinstrübungen. Ein
aus dem Nichts auftauchender Ortskundiger mit seiner genetischen Reproduktion im
Schlepptau bemühte sich dann nach bestem Wissen, die Situation aufzulösen. Dem freundlich
gemeinten Rat folgend, strebte die Gruppe vermeintlich wieder dem Ziel zu. Aber eben
nur vermeintlich, denn nach ca. einer Stunde des Schlufens und Kletterns wurde die
schreckliche Vermutung zur Gewissheit: Es wurde eine Ehrenrunde gedreht. Die schweizerische
Definition von Links bezieht sich denn wohl auf ein anderes Koordinatensystem. Oder
war eben nur das andere Links gemeint?
Ein erneuter Anlauf wurde dann auch von Erfolg gekrönt.
Die Ziel verheißenden Leitern zur Forster-Halle kamen endlich in Sicht und wurden
fast im freien Fall genommen. Denn an ihrem Ende lockte als letztes „Highlight“ das
Höhlenbuch. Die Inspektion des selbigen bewirkte bei allen Beteiligten aber nur ein
müdes Kopfschütteln. Die dort in Tinte für die Nachwelt erhaltenen Lobgesänge auf
die Schönheit der Höhle und dem selbst Vollbrachten lassen nur zwei Schlüsse zu:
Entweder sind alle bisherigen Besucher ungenierte Lügner oder es muss jeweils ihre
erste Höhle gewesen sein. Wahrscheinlich dann doch eher das Letztere. Davon zeugt
das an Ort und Stelle im UV-Licht gefundene
. Der von Grund
auf ehrliche CaveSeeker ist sich aber dann doch zu schade, in diesen Choral einzustimmen
und die bis hierhin hart erarbeiteten
verhinderten darüber
hinaus so oder so die Abgabe irgendwelcher Körperflüssigkeiten. Also wurde die eigene
ehrliche Meinung über dieses Loch in schnell vollbrachter Prosa zur späteren Auswertung
niedergeschrieben. Ein Akt der Höhlenbuch-Schändung, zumindest in den Augen des nun
angetroffenen HöFo
,
was er denn auch mehr oder minder lautstark zum Ausdruck brachte. Oder lag seine
Verärgerung eher doch an der Schändung seines heiligen Seils, welches, in der Annahme
es wäre eines der fest eingebauten, von uns zum Abstieg in den Gressly-Schacht genutzt
wurde? Der nun durchgeführte, geordnete und zügige Rückzug brachte schlussendlich
auch keine weiteren, verborgenen Schönheiten der Unterwelt zum Vorschein, zumal er
ja so oder so auf den bisher schon bekannten Wegen erfolgen musste.
Resümee dieser Mission:
- Ein Loch, das im befahrenen Teil wenig Interessantes zu bieten hat.
hilft eventuell dabei, die hinteren Höhlenteile schneller zu erreichen.
- Wenigstens war es trocken und vergleichsweise sauber.
- Die Infrastruktor vor dem Loch verdient ausserordentliches Lob: Scheisshaus, Dusche, grosses Waschbecken und Wärme.