Der dritte Slowenienfeldzug 2010 war als Gewaltaktion angelegt. Der Begriff "Gewaltaktion" ist belegt mit "Maximale Anzahl krasser Löcher in minimaler Zeit". Nach zwei Fehlschlägen und dem äußert erfolgreichen Einfall in das "Loch mit dem Gitter", stand gerade Tiefenrelaxation im Basislager an, als wieder einmal das große Schwarze mit dem Gesicht des Herrn Kreil auf der Beifahrertür durch das Unterholz brach.
Die allgemeine Motivation war aufgrund prall gefüllter Bäuche und Hängematte ein wenig gedämpft, doch starker Erfolgsdruck siegte über die gewohnte Nach-Höhlerei-Faulheit. Gaskocher, Hängematte und Sprühsahne wurden also wieder im Caddy verstaut und zielgerichtet schlug man sich quer durch den slowenischen Busch. Wie immer darauf bedacht, den eigenen Tretminen nicht zu nahe zu kommen.
Die theoretische Erkundung des Eingangsschachtes zeigte, dass etwa 50 Meter Seil erforderlich waren. Diese Länge erwies sich bei der Befahrung, mit Herrn Konopac auf der Poleposition, dann auch gerade als ausreichend. Das Seilende hing einen halben Meter über Grund.
Eben dieser Schachtgrund stieß die Helden zunächst durch viel Müll ab: Gitterboxen, Benzinkanister, Boiler, Autotüren. Alles rostete vor sich hin. Dann aber schlug die wahre Stunde des Herrn Konopac: Im "Dilirium Jamaska" glaubte er hellblauen, taubenblauen und blaugrauen Sinter zu erkennen. Auf den zum Gegenbeweis hergestellten Farbfotografien lässt sich das Blau natürlich in keiner seiner Schattierungen erblicken - nur durch erhebliche körperliche Gewalt kann es dem außenstehenden Betrachter glaubhaft vermittelt werden.
In der Zwischenzeit baute Herr Seeleitner die erste Umsteigstelle am Eingang beim Abseilen langsam aber fachgerecht wieder aus. Ein böses Omen und sicheres Zeichen für sich anbahnende Dramen. Von unten beobachtete Herr Wolfram wie Herr Seeleitner die zweite, die eigentliche Umsteigstelle erreichte - und gab sich der Hoffnung hin, dass es nun nicht mehr lange dauern könne, bis alle fünf CaveSeekers den Boden erreicht haben würden.
Die Wahrheit: Herr Seeleitner benötigte in Folge weitere 45 Minuten an der Umsteigstelle.
Bereits nach 30 Minuten erhielt er die volle Aufmerksamkeit von Frau Bartos und Herrn Konopac, zu denen sich schließlich auch noch Herr Wolfram gesellte - nachdem er die komplette Höhle besichtigt hatte - um sich das Spektakel anzusehen. Nicht alle Tage hat man so bequeme und freie Sicht auf großartiges Kino in 30 Meter Höhe.
Ohne von unten erkennbaren Grund mühte sich Herr Seeleitner inzwischen nun schon eine dreiviertel Stunde an der zweiten Umsteigstelle ab. Wie später zu erfahren war, sei 'verschlungenes' Seil Schuld gewesen. Schlimme persönliche Inkompetenz könnte aber der wahre Grund gewesen sein, höchstens entschuldbar durch die Behauptung, dies wäre seine erste Umsteigstelle in einer Höhle überhaupt gewesen.
An der Oberfläche zurückgelassen wurde Herr Wipplinger derweil als letzter Mann am Höhleneingang von der slowenischen Stechmücke bearbeitet. Immerhin besser als gänzlich nutzlos herumzusitzen. Fast schon entwickelten die unten wartenden Zuschauer eine Art Mitgefühl. Aber natürlich nur fast.
Nach einer gefühlten Ewigkeit traf Herr Seeleitner schließlich entkräftet unten ein und bald darauf auch Herr Wipplinger. Tröstend wurde festgestellt, dass es sich wohl nicht um die einfachste Umsteigstelle handelte und man verlor keine weiteren Worte über das Drama. Aber das fiese Lachen konnte man sich die nächsten Minuten beim besten Willen nicht verkneifen.
Während Herr Konopac wieder an die Oberfläche drängte und ihm auch bald Frau Bartos folgte, entstanden erste Fotos. Man versuchte den legendären bläulichen Tropfstein zu lokalisieren, fand aber nur andersfarbiges - aber trotzdem schönes. Auf dem Rundweg konnte selbst Herr Wolfram nochmals mobilisiert werden und so gelang durchaus Vorzeigbares. In einem kleinen Nebenraum, der erklettert werden musste, konnte schließlich das Soll - 16 Bilder - erfüllt werden und man begab sich zufrieden wieder auf den Rückweg.
Definition : Selbst im übelsten Schlammloch bleibt der CaveSeeker und seine Kleidung sauber.
Aus diesem Grunde entwickelte Herr Konopac beim Aufsteigen einen gewissen Groll - denn Herrn Seeleitner sei Dank, spannte sich nun das Seil quer über den erdigen Boden und zwang Knie und Gesicht in den mit Humus überzogenen Fels. Nur seiner jahrelangen Erfahrung ist es zuzuschreiben, dass er trotzdem gänzlich sauber blieb.
Obwohl zu befürchten stand, Herr Seeleitner würde auch beim Aufstieg für Verzögerungen im dreistelligen Minutenbereich sorgen, wurde er vor den Altmeistern Wolfram und Wipplinger vorgeschickt. Eigentlich wollte man ihn als letzten Mann aufsteigen lassen, um in der Zwischenzeit an der Oberfläche die ein oder andere Mahlzeit zuzubereiten, zu verzehren und zu verdauen. Doch so hätte er die Umsteigstelle selbst ausbauen müssen - auch für abgebrühte Alte ein unerträglicher Gedanke. Umso erstaunlicher dann der Aufstieg - problemlos und fast zügig waren alle Leiber aus dem Schlund gewuchtet und man trat den Rückzug zum Camp an.
Fazit: Generelle Zufriedenheit mit der Tagesleistung - auch wenn statt vier nur zwei Löcher fielen.