Nach zwei Stunden - während derer das Ohrenstöpselproblem erkannt wurde - war die Strecke Nürnberg/Rosenheim geschafft. Am Treffpunkt vor dem "Kaufhaus Doldinger" wurde nach der nächsten Apotheke gefahndet. Mit Erfolg. Nur 30 Minuten später - also ungefähr der Strecke Nürnberg/Ingolstadt stand man vor einer oberbayerischen Apotheke mit exzellenter Akustik und erstand vier Ohrenstöpsel. Für fast jedes Ohr einen.
So schnell es mit einem Polo ohne Klimaanlage möglich war, wurden die Fahrzeuge um den Zielberg verteilt. Schwerstens bepackt traf man dann offenbar 5 Minuten zu spät am Sessellift ein. Die Zensi zierte sich zunächst, nahm dann aber doch das Telefon zur Hand und konnte uns um 16:50 zusichern, für 13 Euro doch noch auf den Berg zu gelangen - und das obwohl Betriebsschluss ja schon um 17:00 (!) sei. Dem Oberbayern sei Dank - denn so wurde ein vom Franken an der Zensi verübtes Blutbad verhindert.
Der österreichische Wirt auf der DAV Hütte schockierte dann mit der Aussage: "Um 22:00 ist Hüttenruhe.". Dies kollidierte mit unserer Absicht am Abend noch schnell ein Loch mitzunehmen.
Egal - schließlich befindet sich der Einstieg nur 1.3km von der Hütte entfernt. Leise mahnend versuchte Herr Kreil sich gehör zu verschaffen - erzählte etwas von "Entfernungen in den Alpen" und wurde überhört. Zwei Stunden verschärften Marsches später hatte Herr Seeleitner den Eingang tatsächlich an einem ungastlichen Hang entdeckt - allerdings war der Umkehrzeitpunkt schon überschritten. Schließlich hatte uns der Österreicher gewarnt - und das Bier rief.
Um 23:30 gingen dann tatsächlich die Lichter aus - 1h und 30 Minuten nach Hüttenruhe. Während dieser Zeit wurden zwei Nachtfahrradfahrer, welche hilfesuchend nach einem Platz zum übernachten suchten - eiskalt verjagt, während der Höhlengänger freundlichst mit Brombeer-Buttermilch gemästet wurde.
8 Uhr. Das Schnarchen hat ein Ende. Frühstück aus bräunlichem Brot. Geld abdrücken. Material packen. Erneuter Marsch über den Ho Chi Minh-Pfad zur Schlüssellochhöhle. Einlagern der Zivilkleidung im Höhleneingang. Hoffen auf die Wiederkehr.
Dann nahm das Drama seinen Lauf.
Obwohl eine der obersten Grundsätze des CaveSeekers lautet "Mit einem Höhlenplan in ein Loch einzudringen ist noch langweiliger als die Formel 1", wurde ein solcher mitgeführt. Dieser wurde viel zu selten, und immer an den falschen Stellen im Loch konsultiert. Da das Loch stellenweise recht dreidimensional angelegt ist, blickt der CaveSeeker verwirrt auf den Plan, versucht sich zu orientieren, und nimmt dann mit traumwandlerischer Sicherheit den falschen Weg, um auf diese Weise exakt den selben Weg zu gehen, den er gegangen wäre, wenn er keinen Plan am Start gehabt hätte - nur so kann man den Hohlraum komplett erfahren.
Auf diese Weise gelangen auch Bilder von bisher noch nicht (noch nicht einmal schlecht) fotografierten Teilen des Lochs - wenn auch unter schlimmen Randbedingungen:
Denn Chef-Florian mit 4e sorgte beständig für heitere Stimmung im Loch. Teils wegen ungelenkem Gebaren am Seil, am Felsbrocken, an der Sinterwand, in der Spalte, über der Spalte, mit dem Prusikknoten (!!!), auf der Leiter, im Schlick und darunter. Teils aber auch durch das Mitführen eines zwar kleinen aber dennoch unerwartet schweren Schleifsacks, der generell von der gesamten Kameradschaft durch das Loch gewuchtet werden musste.
Als schon Gerüchte aufkeimen wollten, es befände sich wohl ein kompletter Bierkasten im Sack, konnte Herr Seeleitner mit den salbenden Worten "Nein - ein Kasten Limo" beruhigen. Eine Flasche Cola, ein Fanta, noch ein Cola, ein weiteres Fanta und - wegen der Gesundheit - eine Flasche Wasser. Das eigentlich unfassbare aber ist, dass am Ende tatsächlich alles leergesoffen war.
Dies mag auch als Erklärung dienen, weshalb einer immer schwitzte, während die anderen immer froren: Ein Kasten Limo säuft sich nicht von selbst. Dazu sind ausgiebige Pausen notwendig in denen neue Flüssigkeit zugeführt wird, die dann später wieder ausgeschwitzt werden muss - während andere an ihrem mitgeführten Red Bull für Notfälle nuckeln.