Trotz nicht enden wollenden Ermahnungen Herrn Wipplingers kommt das Heldenmobil zu spät am Loch an. Auch ein heftiges Aufbrausen des Grossen Mannes in Richtung Kassenfräulein bewirkt nichts. Wer zu spät kommt, muss draussen bleiben.
Wie gelernt werden wird, ist "draussen bleiben" für einige nicht immer die schlechteste Option.
Fest entschlossen, dennoch ins Loch einzudringen, wird die kombinierte kriminelle Energie aller drei Helden aktiviert. Da die entstandene Energie allerdings nicht ausgereicht hätte, auch nur ein kleines 3 jähriges Mädchen zu erschrecken, bricht kurz Lethargie aus. Schliesslich wird beschlossen, den angebrochenen Tag dazu zu nutzen, um ein paar ausländische Fledermäuse - oder was auch immer - am vorbeifliessenden Flüsslein zu zählen.
Schnell ist Herr Wipplinger abgehängt und irrt hilflos zwischen den Einheimischen umher. Ängstlich versucht er mittels Mobilfernsprecher Kontakt zu den jüngeren herzustellen. Jedoch ohne Erfolg. So schleicht er durch den Karst, bis er endlich von zwei dunklen Gestalten angesprochen wird, die aus einem Loch am Fels lugen. Schnell gebietet ihm der dem CaveSeeker ureigene Gruppenzwang, sich ebenfalls ins Loch zu begeben.
Dort wird im Lehm gewatet, bis man unerwartet auf eine "verborgene" Tür im Loch stößt, die plötzlich - kurz bevor man sie - von innen aufgerissen wird: Schockstarre, Kampfbereitschaft und auch ein wenig Fluchtreflex (bei dem einen oder anderen).
Drei Deutsche - armselig beleuchtet -, ein Tscheche - mit Scurionimmitat -, Dunkelheit und Schweigen .
Doch statt eine lustige Schlägerei vom Zaun zu brechen, wird kurzerhand in bestem Englisch ein Termin für 10:00 Uhr am nächsten Morgen ausgemacht. Ein Fehler. Wie sich herausstellen sollte.
Und zwar bereits wenige Stunden später:
Sonntag, 9:40 Uhr, südmährischer Karst. Die Sonne wärmt die durchgefrorenen Glieder nur unzureichend. Auf dem Parkplatz ermahnt ein Schild freundlich weder Fotoapparate, Schlüssel, Handys, Geld noch Diamanten im Auto zurück zu lassen. Zusammen mit der geheimen Information, dass das mitgeführte KFZ mit dem weichen Fingernagel der linken Hand blind geöffnet werden kann, breitet sich ein wohliges Gefühl der Sicherheit bei den Herren aus. Sind ja auch kaum Macs, iPhones und dicke Geldbeutel im KFZ.
Schlaze an, Helme auf - und los. Nur einer platzt aus dem Rahmen. Mit viel zu enger Jeans, viel zu enger Jacke, viel zu engem Helm, viel zu engen Handschuhen und nicht zuletzt mit viel zu dickem Hals. So wankt man zum Loch.
Auf dem Weg teilt Herr Wipplinger dem Führer mit, was die Stunde geschlagen hat:
Offenbar in seinem kurzen Leben noch niemals mit solchen klaren Ansagen konfrontiert gewesen, nimmt sich der Führer dies - sichtlich bewegt - zu Herzen, und beginnt - zunächst noch ein wenig unsicher - zu führen.
Zunächst ein bisschen durch den Schauhöhlenteil - weil dieser schöner sei. Noch ist alles in Ordnung. Einer atmet bereits schwer - jedoch lässt die Schwere des Atmens für den außenstehenden Beobachter noch nicht den Schluss auf lebensbedrohliche Zustände aufkeimen. Doch dann beginnt der Abstieg in die tiefer gelegenen Bereiche.
Unfassbar viele Stufen werden genommen. Gefühlt geht es 100 Meter nach unten. In Wahrheit natürlich weitaus weniger. Vermutlich 70. Zurückblickend fragt man sich, aus welchem Grunde man sich dieser kleinen Hölle ausgesetzt hat. Denn unten gibt es ausschließlich folgendes zu sehen: Nichts von Belang. Genauer: Überhaupt nichts von Belang.
So wird im Dreck durch das Loch gestolpert. Bis man an einem mit unappetitlichem Schleim bedeckten Siphon ankommt. Der Schleims hat seinen Ursprung vermutlich in den Verdauungsprodukten der Eingeborenen. Vielleicht besteht aber auch einfach eine noch nicht entdeckte Verbindung zur Hessenhauhöhle? Man darf gespannt sein.
Da aber ein Siphon nicht genug ist, ist tiefes Bücken angesagt. In dieser Haltung wird versucht, wenn möglich, kein Wasser in die Gummistiefel zu bekommen - schon wegen des Schleims. Und schon kann man den nächsten Siphon bewundern.
Und schon liegen wieder die 70 Meter vor den Helden. Die unterschiedliche körperliche Verfassung - und auch ein wenig das weit gefächerte Altersspektrum - lässt die Gruppe schnell zerfasern und sich über die gesamte Treppe verteilen. Als der Erste oben ankommt, überwindet der Letzte gerade die dritte (!) Stufe. Von unten.
An dieser Stelle fehlen dem Autor einige schlimme viertel Stunden. Er war beim Warten eingenickt. Aber es müssen sich herzzerreisende Szenen abgespielt haben. Offenbar wurde der Einsatz eines Flaschenzuges oder gar das Hinzuziehen der lokalen Höhlenrettung diskutiert. Mensch gegen Schwerkraft.
Noch war die Tortur nicht zu Ende. Es mussten noch einige weitere Bilder im Schauhöhlenteil gestaltet werden. Dabei kam es zu einigen Atemstillständen und starkem Auswurf.
Fazit: Besser nur den normalen Schauhöhlenteil begutachten. Weiteres lohnt nicht. Überhaupt nicht.