Aspirant Nickel lud ein, und acht Freunde der Dunkelheit
schlossen sich an, um in der Wellness-Oase "Stein am Wasser" eine Lehmkur zu genießen.
Lediglich Herr Kroiss - durch das Studium älterer Missionsberichte vor wasserführenden
Spalten und Kletterpartien gewarnt - musste in einem Briefing durch Herrn Härtl vom
geringen Schwierigkeitsgrad des Hohlraums überzeugt werden. Die Existenz von Kletterstellen
wurde geleugnet, und im mit 8 Grad wohltemperierten Wasser würde man im Falle eines
Sturzes angenehm weich landen. Dank dieser überzeugenden Argumentation fand man sich
also vollständig und nahezu pünktlich in der Oberpfalz ein.
Tatsächlich zeigte sich der Höhleneingang mit betonierten Stufen
und einem Bierlager erfreulich solide ausgebaut. Auch die großzügig dimensionierten
Eingangshallen ließen ein wohliges Schauhöhlenflair aufkommen. Schade nur, dass es
die Mehrheit des Befahrungstrupps auffallend eilig hatte, sich in die deutlich unwirtlicheren
Fortsetzungen des Hohlraums zu begeben.
Schnell landete man in einer engen, wassergefüllten Spalte,
die dazu einlud, sich oberhalb des Wasserspiegels in den Spalt zu spreizen und langsam
vorwärtszuarbeiten. Dank des beruhigenden Gedankens an die sanfte, wenn auch kühle
Landung wurde diese Stelle vom gesamten Trupp erfolgreich absolviert. Die meisten
machten sich aber ob der engen und wenig erfolgsversprechenden Gangfortsetzung schnell
wieder auf den Rückweg, um bequemere Höhlenteile zu befahren. Lediglich Familie Pesahl
blieb zurück, um den weiteren Gangverlauf näher zu untersuchen. Aufgrund der Größe
und Verzweigtheit der Höhle begegnete man sich während der nächsten Stunden nicht
wieder, obwohl beide Teams unabhängig voneinander den gesamten Hohlraum inspizierten.
Die nächste Herausforderung fand sich wiederum in Form einer
Felsspalte. Diesmal jedoch nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit einer mehrere Meter
hohen Luftsäule unter den Schuhsohlen. Hier ist der Laie doch recht froh, wenn sich
der Patenonkel Herr Härtl seiner Fürsorgepflicht besinnt, den sonst
vorherrschenden Sarkasmus kurzzeitig unterdrückt, und stattdessen
hilfreich in die griffigen Haltepunkte der Spalte einweist. Über ein paar Engstellen
und Schlufe gelangt man schließlich in die Spöckerhalle, die trotz des hohen Verkehrsaufkommens
in diesem Hohlraum sehr ansehnlich ist. In den entlegensten Winkeln der Höhle entstand
dann auch noch ein Kurzfilm mit dem Arbeitstitel "Lehmbad", in dem Herr Härtl als
Hauptakteur unter der Regie von Herrn Ott agierte.
Für den Rückweg stand als Höhepunkt noch der Besuch des sogenannten
Höhlensees an; beim Anblick der mit brauner Pampe gefüllten Löcher stellte sich jedoch
eine gewisse Ernüchterung ein. Auf dem Weg zum Ausgang war Herr Härtl wieder ganz
der Alte und ließ es sich nicht nehmen, dem seiner Meinung nach viel zu sauberen
Herrn Kroiss den "rechten Weg" durch ein tückisches Schlammbecken zu weisen, in dem
die Gummistiefel binnen kürzester Zeit mit undefinierbarer Brühe vollgelaufen waren.
Als Herdentier kamen auch die nachfolgenden CaveSeekers in den Genuss dieser Abkühlung,
anstatt den trockenen Weg zu nehmen.
Das Debriefing fand in der ca. 8 Meter entfernten Höhlengaststätte
statt, wo der Höhlenwirt Höhlengeschichten zum besten gab. So erfuhr man von einer
gescheiterten 10-stündigen Höhlenrettungsübung, während der es nicht geglückt war,
das Opfer zu bergen. Auch von einem Todesfall aufgrund Herzinfarkt in einer der Wasserspalten
war die Rede. Der Wirt spendierte Spirituosen und Schnupftabak, so dass man sich
gut gelaunt in der mittlerweile 8. Auflage des Höhlenbuchs verewigen konnte. Sicherlich
wäre man noch länger geblieben, wenn nicht ein hängendes CD-Abspielgerät Schlagerhits
wie "Tanz in den Mai" in unerträgliche Länge gezogen hätte.