Man steht am Abhang.
Man stand schon oft am Abhang. Doch dieses Mal wurde man genötigt, das geschulte Auge über die nähere Topologie streichen zu lassen, um den offensichtlichen Eingang zum Schacht selbst zu finden. Die ganz klare Störung des Geländes sei doch auf den ersten Blick zu erkennen - hieß es.
Und so vergehen die Minuten. Wipplinger hilflos. Hennschker verzweifelt. Roth grinsend. Vereinzelt werden freudig erregt tolle Tipps gegeben. Allerdings führen diese zu keinem Ergebnis. Der Eingang bleibt verschollen. Bis es Herrn endlich zu langweilig wird die alten Herren zu foppen - und er einen tatsächlich mitten im Blickfeld - nur leicht verlegten - Gullideckel freilegt. Einen von Hunderten. So sagt man.
Ein sehr starker Wind weht aus dem Loch. Man seilt ein und kämpft sich hinab. Es ist eher eng. Und ekelhaft. Weil keinerlei Ranzenschliff dafür gesorgt hat, dass keine Erde mit dem CaveSeeker ins Loch einfährt. Und damit durch den Kragen am Schlaz bis in die Unterhose. Allah wird gepriesen.
Nach ca. 10 Metern erster Kontakt mit festem Untergrund. Man stellt ernüchtert fest, dass es sich nicht einmal um einen anständigen Schacht handelt - sonder um einen fränkisch geprägten Spalt. Der gesamte Hohlraum ist zwar hoch, aber nur max. 45cm breit. Und es geht weiter nach unten. Kein Sinter ist zu erkennen. Und weil Sinter das Ziel des CaveSeekers ist, wird tiefer ins Loch gedrängt. Aber es findet sich zunächst nichts.
Da man im Spalt nicht in jede Himmelsrichtung ausseinanderstoben kann, wird dies hier gezwungenermaßen nur in zwei Himmelsrichtungen getan. Die jungen bergwärts - die alten talwärts. Dies ringt dem Alten die Erkenntnis ab, dass dieser "Hangabriss" relativ unnatürlich quer zum Berg steht - und infolgedessen ein eher untypischer Hangabriss sein muss. Was aber natürlich niemanden interessiert.
Plötzlich wird kleinster Sinter an unmöglichen Positionen vorgefunden. Und schlecht fotografiert. Zu eng.
Irgendwann finden beiden Gruppen wieder zusammen - tauschen sich über den traurigen Hohlraum aus - und beschliessen, die Tristess mit aller Gewalt abzulichten. Der Score zählt. Dazu schwingt sich Herr Wipplinger in typischer todesverachtender Manie an glitschiger Felswand empor und versucht von oben zu knipsen. Mit mäßigem Erfolg.
Am Ausstieg muss er dann - weil er einfach zu fett ist - von den anderen aus dem Loch gezogen werden. Man stellt fest, dass dies letzter Zeit immer häufiger vorkommt. Es wird empfohlen einfach mal 15kg abzuspecken.