An einem herrlichen Samstag morgen, machten sich 17 unerschrockene CaveSeekers auf, um in den düsteren - mit kalten Wassern gefüllten - heiligen Hallen der Falkensteiner Höhle, das begehrte CaveSeekers-Seepferdchen-Abzeichen zu ergattern.
Aus allen Himmelsrichtungen kamen sie zum vereinbarten Treffpunkt. Die einen aus München, die anderen aus dem hohen Norden - gesprochen "Aschebersch" -, vereinzelte Vollbärtlinge aus dem Osten und dann gab es noch welche, die aus östlicher Richtung losfuhren und aus westlicher Richtung ankamen – dem Navi sei Dank.
Innerhalb einer halben Stunde waren beinahe alle CaveSeekers und Gäste am Treffpunkt angelangt. Neuer Treffpunktrekord. Einige scheinen die bewährte Caveseekers-Pünktlichkeit zu missachten. Herr Konopac - um seinen standesgemäßen Auftritt besorgt - kam nur als vorletzter - zusammen mit seinem respektablen Fahrzeug, welches aus mehr Metall besteht, als alle anderen Mobile zusammen.
Noch bevor es überhaupt losgehen konnte, mussten erstmal alle zusammengesammelt und fleißig Hände geschüttelt werden. Nachdem man sich begrüßt und darüber gefachsimpelt hatte, was für die nächsten geplanten fünf bis sechs Stunden bis zum Erreichen des zweiten Siphons geschehen würde, wurde - unter kleinlautem Protest des Herrn Wipplinger kurzerhand von Herrn Kreil festgelegt, dass die Gruppe Seepferdchen zuerst in die Höhle darf, um dieses einzigartige Loch bei klarem Wasser genießen zu können.
Schnell wurden noch die Schleifsäcke mit ausreichend Trinkflüssigkeit, Speisen und vielen Stromkonserven beladen. Einige Atemgasflaschen wurden umgefüllt, und Herr Bunk präsentiere einmal mehr sehr stolz seinen Rest-Schlaz.
Mittlerweile hatte es auch die CaveSeekers Fraktion aus Abensberg geschafft, am vereinbarten Treffpunkt einzutrudeln. Diese begann dann umgehend mit einer beeindruckenden Seelenruhe sich in die Gummianzüge zu quetschen, um schlussendlich die komplette Abmarschbereitschaft herzustellen.
Es war soweit. Gruppe Seepferdchen freute sich darauf - wenn auch mit einem mulmigen Gefühl - den ersten Siphon zu erreichen und zu durchtauchen. Aber bevor es ernst wurde, musste man sich, nach einem kurzen Fußmarsch zum Eingangsportal, an einer Gruppe von Waldorfschülern - inzwischen erfolgreich Eltern (was auch sonst?) geworden - vorbeidrücken.
Die Gedanken des Herrn Bunk: "Falkensteiner? Na ja - muss ein Touri-Loch sein - wenn sie sogar schon auf der Landstraße damit werben."
Der erste Eindruck am Parkplatz schien dies zu bestätigen. Autos über Autos. Mütter mit quengelnden Kindern und Säuglingen im Rucksack. Rentner vom hiesigen Altenheim mit Gehhilfen und zivildienstleistenden Drückebergern als Betreuern. Alles schien auf eine Paralympicsveranstaltung unter Tage hinzuweisen. Die Mütter packten noch kurz ihre Milchbar aus, um die Kleinkinder für die Falkensteiner zu stärken und eine endlose Prozession von in Neopren gekleideter Gestalten wälzte sich zum Eingang. Hier raschelten noch mal die Schokoriegel und ploppten die Getränkeflaschen unter dem aufheiterten Blitzgewitter der mitgeführten Digi Cams.
Die schlimmen Bilder, die die - grob geschätzt - zehn Alten mit ihren fünf Kleinkindern lieferten, sollen nicht verheimlicht werden: Körperlich erwachsene Frauen irren - bereits bis zum Schritt im Wasser, ohne Neo, ohne Helm und ohne eigenem Licht -, dafür aber mit Kleinkind auf dem Arm, hilflos vor den Wasserspalten umher, während schreiende Kinder mit vor Kälte blau angelaufenen Gesichtern, von ihren Vätern durchs eiskalte Wasser gezogen werden. Über allem wachte ein offenbar recht entspannter "Höhlenforscher" der ortsnahen ARGE . Herr Schweikert überzeugte den einen oder anderen Waldorf-Pappa, durch zitieren zahlreicher Gesetze und deren Auslegung, doch besser im Sinne seines Kleinkindes zu handeln, und die Höhle zügig wieder zu verlassen. CaveSeekers retten Leben!
Ungeachtet dessen, warf sich Gruppe Seepferdchen in die Fluten und genoss das großartige Gefühl, welches sieben Grad kaltes Wasser selbst im Neoprenanzug hervorruft. Die sich trotz der Interventionen des Herrn Schweikert noch im Loch befindlichen Amateure wurden schnell überholt und bald stand als erste Bewährungsprobe der 1. Siphon auf dem Programm.
Hier probte Fr. Prediger zunächst spontan vom Lungen- zum Kiemenatmer zu werden, bis Hr. Kreil ihr Ansinnen mit einem geschickten Griff an ihren Kragen gewaltsam beendete. CaveSeekers retten Leben!
Nachdem alle Teilnehmer den ersten Siphon gemeistert hatten, stand dem Weg in die Ewigkeit nichts mehr im Wege (bunksche Lyrik). Lange Gangpassagen mit Wasser und heimtückisch lauernden Strudellöchern, wechselten sich mit schmierigen Lehmwänden und kräftezehrenden Kletterpassagen über grobes Blockwerk ab.
Die Kommunikation untereinander wurde bis auf pathologisches Stöhn- und Ächzlaute eingestellt. Während den Oberkörpern - neoprenbedingt - der Hitzeschlag drohte, froren und schwollen die unteren Extremitäten zu Eisbeinen ohne Sauerkraut. Nur das stille und heimliche urinieren in den Neo - nach dem Motto "leise bieselt das Reh" - sorgte für kurze thermische Entspannung im Stiefel.
Wasser, Wasser und nochmals Wasser pflasterte unseren Weg. Dabei änderten sich mehrmals die Gruppenformationen und nach einer weiteren Ewigkeit stand ein kleiner versprengter Haufen unerwartet schnell vor dem zweiten Siphon: Herr Konopac, Herr Schweikert, Herr Wolf, Herr Wipplinger, Herr Bunk, sowie die beiden Ehepaare Härtl und Bugelmüller - sowie eine hinter dem zweiten Siphon dahindümpelte mit Urin gefüllte Getränkeflasche.
Herrn Bunk war neidisch: Die Gruppen Härtl und Bugelmüller traten bereits wieder zum Rückzug an, während für die "zurückgebliebenen" der Spaß jetzt erst richtig begann.
Echten Pioniergeist bewies zunächst Herr Schweikert, als er erstmalig in seinem noch frischen Leben einen Siphon durchtauchte - ohne Atemgerät. Dieser Leistung ist größter Respekt zu zollen. Die alten Herren Wiplinger, Konopac und Bunk wählten die atemgasunterstützte Warmduscheroption und nur Herr Wolf tat es Herrn Schweikert in Apnoe nach. Das Durchtauchen des Siphons gestaltete sich, abgesehen von dem Kampf mit den Schleifsäcken und der auf Kollisionskurs gehenden Urinflasche, relativ unproblematisch.
Das fünfblättrige Kleeblatt unter der Führung des Cave Captains Wolf und des Mentalcoaches Wipplinger war nun erfolgreich von der Aussenwelt und einer möglichen Höhlenrettung abgeschnitten - gleich einer Gruppe von Aldi-Astronauten ohne Kontakt zu Kasse Drei. Glücklicherweise mussten keine Probleme gemeldet werden. Die Gruppe wälzte, röchelte, hechelte und - vor allen Dingen - kämpfte sich jetzt bis zu dem gefürchteten Eisele-Versturz. Ein Schluf von der Größe eines Klodeckels in durchaus marodem und versturzbereiten Gestein. Hier krönte sich Herr Wipplinger als moralischer Sieger, da er unter größtem Körpereinsatz versuchte, den Schluf zu nehmen, obwohl dieser für ihn eindeutig nicht zu nehmen war. Sogar Buchenwaldsparerips wie Herr Bunk und Herr Schweikert mussten ihre ganze Kunst aufweisen, um den nicht verhandenen Raum im Hohlraum zu bändigen. Herr Wipplinger blieb nun körperlich zurück, aber sein Siegeswille, sein Geist und seine Photoschachtel begleiteten uns mental weiter, während sein müder Körper 2 Stunden lang bewegungslos in der Kälte dem sicher geglaubten Erfrierungstod entgegenzitterte. Nach abermaligen Kneippbädern näherten wir uns langsam der Riffstrecke.
Die Riffstrecke offenbarte sich nun als multipler Dauerorgasmus für die Sinnesnerven. Bizarr zerfresene Gesteinsformationen erinnerten an die Alpträume das Alien Schöpfers "Giger", und den Geisteszustand eines "Salavodor Dali" im LSD Rausch. Nachdem die Truppe unter Aufbietung der letzten Kräfte den Endpunkt erreicht hatte, wurde der Körper auf Notstrom umgeschaltet - es lagen jetzt ja nur noch sechs Stunden Rückweg vor uns. Ab jetzt wurde es ernst, sehr ernst und jeder von uns hatte nun mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen:
- Herr Schweikert wurde von Väterchen Frost geplagt.
- Herr Bunk vom eigenen Versagen bzgl. des aus Vernunft abgesagten Tauchvorstoßes im 4ten Siphon.
- Herr Wolf litt unter schlimmsten Hitzewallungen und rotem Gesicht.
- Herr Konopac ächtzte unter den 10 Kilo Blei, die er zur Erleichterung der eigenen Tauchvorstösse mitführte.
- Herr Wipplinger haderte mit dem eigenen Restverstand und zählte leise seine Stürze.
Zeitgleich war die Gruppe Härtl und Bugelmüller schon wieder draußen; wohlgemerkt noch bei Tageslicht! Die Körper am Auto bei herrlichem Regenwetter gewaschen und neu in Baumwolle verpackt, ging es im Viererteam zum "Hirschen" um sich über sämtliche feilgebotenen Leckereien herzumachen. Nach fast 2 Stunden und einen dicken Bauch später stand man wieder vor dem Höhlenportal und wartete auf den Rest der Gruppe Seepferdchen. Es dauerte auch nicht lang. Die ersten Lichter waren schon gleich zu erkennen und wir waren froh, dass sich alle gesund, wenn auch nicht unbedingt munter, aus den Klauen des Wassers hatten entreißen können. An die Gruppe Dachschaden dachte niemand:
Nach dem zweiten Siphon erfolgte nun eine aus der Not geborene Aufsplittung: Die Herren Konopac, Schweikert und Wipplinger bildeten die Vorhut, während die Herren Bunk und Wolf die Fraktion der Lumpensammler bildeten. Ohne erneut Rendevouspunkte auszumachen, kämpften sich jetzt beide Gruppen unabhängig voneinander in Richtung Ausgang. Herr Wolf und Herr Bunk spendierten ihren geschundenen Körpern noch kurze FFK Einlagen und dann folgte ein Rückweg, welcher den Leidensweg Jesu zum Sonntagsspaziergang degradierte. Der jüdische Staatsterrorist hatte zwar ähnliche Probleme: er hatte ein Kreuz zu schleppen während uns das Kreuz schmerzte - allerdings hatte er angeblich göttlichen Beistand - welcher uns abgeht.
Irgendwann erreichte man nun mühsam die markanten Quälpunkte. Der Rücken wurde am Waschbrett geschrubbt, der Fuchsbau liess uns am Boden kreuchen und scharfe Unterwasserstacheln gaben den Schlazen endgültig den Rest.
Stunden später hatten unsere Qualen ein Ende - wir standen vor dem Ausgang. Hier bewahrheitete sich dann eine alte philosophische Lebensweisheit: "Hell ist der Tag und dunkel die Nacht".
Im Regen zum Auto stolpernd, stand nur noch das Cave Mobil von Herrn Konopac am Parkplatz. Hurra wir leben noch!
Fazit der Befahrung:
- 5 min. danach: nie wieder
- 20 min. danach: schau mer moi
- 60 min. danach: geil wars irgendwie schon
- 120 min. danach: wann gehen wir wieder? Oder: Einen guten Höhlenforscher zeichnet ein eklatanter Mangel an Selbstschonung aus.