Der Name des Hohlraumes ist bekannt - die ungefähre Lage auch:
Irgendwo im französischem Juraurwald in Nachbarschaft zahlreicher anderer mehr oder
weniger großer Höhlen.
Bewaffnet mit allerlei topographischen Karten, einem GPS-Gerät und den uns von unserem schwäbischem Geheimagenten zugespielten Koordinaten machten wir uns also unter Führung des Pfadfinders Lanig auf den Weg.
Die Fahrt vom Basislager zum angepeilten Loch führte uns
über verschneite Strassen und durch traurig anmutende und fast menschenleere Ansiedlungen.
Vorbei an vielen Pferdekoppeln - welche in Frankreich von den dazugehörigen Vierbeinern
vorzugsweise nur bei Minustemperaturen belegt sind, daher wohl der Name "Kaltblüter"
- konnten wir nach kaum einer Stunde Fahrt das vermutete Zielgebiet erreichen. Geschickt
getarnt wurden am Ende eines Waldweges die Mobile geparkt und nach kurzer Lagebesprechung
in bester Hundertschaftmanier ausgerückt. Da unsere Hundertschaft jedoch stark an
Unterbesetzung krankte, erging bald der Befehl des Kolonnenführers Wipplinger, sich
mit größerem Abstand durchs Unterholz zu bewegen, um das befürchtete Entkommen des
gesuchten Hohlraumes zu vermeiden.
Geschätzte zwanzig Minuten nach Beginn der Suche konnte die
Höhle - welche vergeblich versuchte, sich hinter Stacheldraht und einigen Felsblöcken
zu verstecken - von den Kameraden Kreil und Wolfram entdeckt und vorläufig festgesetzt
werden.
Nach einem Abgleich der GPS-Daten und der Fingerabdrücke waren wir uns sicher, den richtigen Hohlraum gefasst zu haben. Freudig über den schnellen Fahndungserfolg eilten wir zu den Fahrzeugen zurück - nicht ohne dabei noch den einen und anderen Baum immer gerade dann von seiner Schneelast zu befreien als ein anderer Kamerad darunter hindurch schritt.
Wieder bei den Truppentransportern angekommen, ging dank
der Minusgrade die folgende Umkleideaktion schnell von statten. Noch schnell die
Bilddokumentationsausrüstung zusammen gerafft und schon eilte man wieder dem festgesetzten
Loch entgegen. Wiederum Dank der Minustemperaturen und weil Kamerad Kreil selbst
im Hochsommer friert, übernahm dieser die Fesselung des sich immer noch heftig wehrenden
Hohlraumes und legte diesem einige Spits und ein Seil an, um gleich darauf in die
Tiefen des französischen Untergrundes zu verschwinden.
Nach und nach entschwanden kurz darauf die anderen Kameraden
in das nun gebändigte Loch. Auf eine enge, steil nach unten führende und gerade einmal
Caveseekers-breite Spalte folgte nach einigen Metern eine waagrechte Kluft, welche
den Bezwinger zu einer Art Balkon - einen schmalen Felssims an der Decke der aus
einer einzigen, riesigen Halle bestehenden Höhle führt. Von hier geht es über eine
Umstiegsstelle fast frei schwebend weiter in den sich nun weitenden Hohlraum hinab.
Da der gefestigte Caveseeker über bestes Geleucht verfügt,
offenbaren sich diesem schon beim Einschweben die den gesamten Höhlenraum bedeckenden
großzügigen Sinterformationen. Am Grund der Riesenhalle angekommen wurde dennoch
nicht sofort damit begonnen, erste Bilder entstehen zu lassen, da Kamerad Wipplinger
die sonst unübliche Hoffnung hegte, in den hinteren Bereichen der Höhle noch schönere
und größere Calcitkunstwerke anzutreffen. So legten wir erst einmal unser SRT-Gerödel
ab und schritten andächtig ob der anzusehenden Pracht die unter dem Einstieg liegende
Geröllhalde hinab zum eigentlichen Grund der Halle. Französische Kameraden haben
hier den gesamten durch den von verschieden hohen und dicken Sintersäulen geprägten
Weg durch die Halle mit rotweisen Flatterbändern markiert. Hier macht sich der deutsche
Einfluss in Sachen Höhlenschutz bemerkbar. Keine Edelstahlgitter, aber immerhin Plastikbänder.
Ganz CaveSeeker, ragte so allerhöchstens mal ein vereinzelter Arsch über ein rotweises Bändchen - selbst beim Ablichten schwieriger Motive. Großes Caveseekers-Ehrenwort.
Am Ende der Halle bestätigten sich die Hoffnungen unseres Starfotographen auf noch gigantischere Tropfsteingebilde leider nicht, denn fast jede Säule, Sinterfahne und Calcitausbildung versuchte, die vorhergehende zu übertrumpfen. So wurden die Blitzschlampen mit Höllenfeuern ausgestattet und mit den üblichen Kommandos ihrer Einsatzorte zugewiesen.
Die Kamera klickte, Positionen wurden gewechselt. Dazwischen
mal ein Fluch, jedoch hatte unser Kameramann heute verdächtig wenig zu kritisieren.
Bild um Bild arbeiteten wir uns so wieder dem Ausgangspunkt entgegen, immer auf der
Hut, das französische Grenzband nicht zu überschreiten. Auch ein lustiges Heldenfoto
konnte nach mehreren Versuchen entstehen. Beim ersten Versuch blitzte nix, dann hatte
einer der Helden ein unattraktives Gähnen im Gesicht, wieder ein Versuch weiter schaffte
der Künstler nicht schneller zu sein als der Auslöser bis schließlich kurz vor einer
möglichen Kapitulation doch noch alles klappte.
Da exzessives Fotographieren viel Kraft kostet und auch hungrig
macht, entschied sich die Truppe, vor dem Ausfahren noch eine kleine Brotzeitpause
einzulegen. Ein zufällig in einem Schleifsack aufgefundener Spirituskocher wurde
entfacht und bald erfüllte der Duft der von Herrn Kreil mitgeführten US-Krisennahrung
den Hohlraum. Von vorletzter Weihnacht übriges Gebäck wurde verteilt und so konnte
nach einer halben Stunde ausgeruht und frisch gestärkt der geordnete Rückzug aus
der Höhle angetreten werden. Wohlbehalten und ohne Komplikationen erreichten wir
wenig später noch bei Tageslicht unsere Fahrzeuge, nicht ohne vorher
noch dem Loch seine Freiheit wiedergeben zu haben und es von seinen Fesseln befreit
zu haben.
Fazit: Ein überaus korrekter Hohlraum, krasser Sinterschmuck und eine perfekte Kameradschaft.