Nachdem man sich einen weiteren Abend mit
amüsiert hatte, um das Geschnarche und Gefurze nicht wahrnehmen zu müssen, stellte
man am nächsten Morgen schnell fest, dass der letzte Abend wohl doch nicht so lange
hätte dauern müssen. Egal, der CaveSeeker ist diesbezüglich sehr leidensfähig.
Die Gruppe teilte sich heute in die Themenbereiche Kultur und Mission auf, wobei der Missionsfraktion noch nicht wirklich klar war, wo es hingehen sollte. Man wetzte Löcher in Landkarten und studierte diverse Höhlenlektüre. Das französische Koordinatensystem bereitete jedoch das eine oder andere Lokalisierungsproblem. Nach ca. 34 vorgeschlagenen Löchern und intellektuellem Abwägen der Vor- und Nachteile, entschied man sich dann doch für den 2. Vorschlag.
Die schlimmste Hürde - die Entscheidung - war somit überwunden.
Nun konnte man sich an die Umsetzung machen. Schnell wurden alle sieben Sachen gepackt
und keine halbe Stunde später befand man sich am Einsatzort. Es war die Bequemlichkeit
des CaveSeekers, die die Kameraden erst einmal 10 Minuten lang um das Ziel herumfahren
ließ, mit dem Ergebnis, dass man dann dennoch ganze 72 Meter laufen musste.
Der Ärger über den Tiefschnee verschwand nach ca. 2 Metern
im Wald auf dem Weg zum Loch. Das Loch erstreckte sich ziemlich eindrucksvoll und
unübersehbar inmitten des kleinen Waldstückchens und wurde somit zeitnah gefunden.
Man war heilfroh nicht nur das 30 Meter Seil eingepackt zu haben, so warf man beruhigt
60 Meter Seil in den senkrecht abfallenden Schacht - scheinbar ohne Boden. Als letzter
am Seil, verspürte Herr Bugelmüller schon ein leichtes Kribbeln in einer bestimmten
Körperregion, als er seinen Allerwertesten über den Abgrund schwang. Es herrschte
absolute Stille. Nix zu hören. Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Kameraden, nur
das leichte Surren des Seils, das durch den Stop gleitet... Schön.
Auf dem Weg nach unten kämpfte man sich noch kurz an einem 1984
heruntergeworfenen Weihnachtsbaum und einer riesigen Wurzel ab, die sich im freien
Fall im Schacht verkeilt hatten. Diese Blockade wurde jedoch schnell mit roher Gewalt
entschärft. Die Verwunderung war groß, als man am tiefsten Punkt der Höhle auch beinahe
am Ende des 60 Meter Seils angelangt war. Der große Raum am Fuße des Schachts offenbarte
ein Sammelsurium kurioser Dinge und es war kalt. Zu kalt.
Herr Wolfram packte sogleich seinen Gaskocher aus und kochte
sich aus vorhandenem Material ein leckere Suppe. Die anderen beschäftigten sich derweil
mit der Erkundung und Ablichtung der Materialsammlung. Schädel und Knochen, Töpfe
und diverse Kleidungsstücke hatten sich zu einem versinterten Ensemble vereint. Vermutlich
haben vor ca. 20.000 Jahren hier einige französische Bauern ihren Hausstand loswerden
wollen - samt Weib und Vieh. Dies war wohl auch eine fruchtbare Grundlage für Pilze,
die in beeindruckender Form den Fels überwuchern.
Während die Herren Wolfram und Philipp mit fünf "L" derweil
den oberen Bereich des Loches checkten, waren die Herren Wipplinger und Kunz erst
einmal damit beschäftigt an einer verdächtig aussehenden Stelle an der Felswand zu
buddeln. Man förderte einiges Material zutage, bis man schließlich aus dem Loch ein
fränkisches "Ich seh dei Licht" vernahm. Herr Wolfram verharrte auf der anderen Seite,
nachdem er sich über einen kurzen Schacht von oben herabgelassen hatte. Also buddelte
man wie wild weiter, um den Schluf auf Ranzengröße zu trimmen. Der Schwerkraft sei
dank, konnte schließlich Herr Wipplinger trotz maximaler Ranzenspannung hindurchbefördert
werden.
Eilig bekroch man nun wieder in vereinter Kameradschaft
den darauf folgenden Hohlraum - ein mäanderförmiger Schluf mit einer kleinen Tropfsteinkammer
am Ende. Hier war aber auch leider schon Schluss. Während Frau Krannich noch einen
kleinen Schluf bekroch, in dem sie allerdings neben dem Ende auch noch einen Eimer
mit Brecheisen vorfand, holte sich Herr Wipplinger auf der Suche nach dem ultimativen
Hohlraum in einer Spalte nur einen Satz kalte Eier. Kalte Eier waren schließlich
auch der Anlass das Loch schnellstmöglich zu verlassen.
Der Aufstieg stand nun unmittelbar bevor. Bedingt durch die abnormale Kälte wurde versucht eine Aufstiegshackordnung aufzustellen: Frauen, Alte und Kranke zuerst. Da die anwesende "Jugend" aber am lautesten jammerte, überließ man ihr den Vorstieg.
Auf dem Weg nach oben, hatte man schließlich genügend Zeit sich
den Schacht noch einmal genauer anzusehen und entdeckte auch sogleich weitere Fortsetzungen
auf höheren Ebenen. Man würde also wiederkommen müssen. Der miese kleine Schacht
hatte es kurz vor dem Erreichen der Kante noch einmal in sich, vor allem wenn man
noch Unmengen Material im Schleifsack zwischen den Beinen hängen hat. Dennoch konnten
alle wohlbehalten an die Erdoberfläche zurückkehren. Man freute sich nun auf eine
warme Mahlzeit und ein kühles Bier im Gite.
Fazit: Beeindruckender Schacht, der auf jeden Fall noch einmal befahren werden muss. Diesmal wissen wir es ja besser.