Es begab sich in der Zeit des großen Regens, dass der Vordenker
den Mythen, eines aus dem wilden Osten Eingewanderten erlag, der von legendären,
wasserdurchflossenen Hohlräumen im fernen Westen unter dem Heinzengraben zu berichten
wußte. Er schaarte die wenigen Wassererprobten um sich, die schon erste Erfahrungen
im wilden Westen gesammelt hatten. Als bald sickerte man, nicht ohne sich vorher
ein letztes Mal in fränkischen Gefielden mit den Segnungen eines noch viel weiter
im Westen, über der großen Wasserwüste geborenen Koches gestärkt zu haben, mit der
kleinen unerschrockenen Truppe in die Muschelgebiete des wilden Schwabenistans ein.
Geleitet von den bunten, mit magischen Zeichen bemalten Bildern
des Immigrierten gelang es, nach kurzer Zeit in die Nähe des sagenum- wobenen Waldes
zu gelangen. Er gebot, die Wagen außerhalb des gefährlichen Lehmsumpfes um den Wald
zu parken und sich die letzten Meter zu Fuß zu dem Objekt der Begierde zu begeben,
um im Anschluß daran, noch weitere geheimnisumwitterte Objekte, ohne des Zeitaufwandes,
der sich mit der nicht unwahrscheinlichen Wagenbergung ergeben hätte, zu erkunden.
Bei der Vorerkundung stieß man in der Nähe des Objekts auf zwei
unerschrockene Eingeborene. Diese waren aber einem Teil der wackeren Truppe schon
bekannt und zeigten sich gewillt, ihren Teil zum Gelingen des gefährlichen Unterfangens
beizutragen. Nach ausgiebigen Austausch von Begrüßungsritualen und anschließender
Begutachtung der beiden Eingange zum Heinzenlabyrinth, aus dessem Unteren sich eine
nicht unerhebliche Wassermenge ergoß, beschloß man, sich nach Anlegen von Schutzbekleidung
wieder davor zu treffen um dessen Geheimnisse zu lüften.
Als sich endlich alle vor dem runden, betonösen Schlund eingefunden
hatten, beschloß der Vordenker, dass es für das Gelingen einer brauchbaren Dokumentation
besser wäre, wenn er, nur begleitet von zwei Blitzschlampen, den Vorstoß wagen sollte,
um nicht die gefährlichen Nebel der Verschleierung heraufzubeschwören.
Der Rest der Wackeren, beladen mit schweren, ehernen Behältnissen, in denen sich
lebenswichtiger Odem befand, der für die weitere Erkundung des syphonen Teils des
Systems essentiell ist, solle in gebührendem Abstand folgen. Die ersten Meter des
runden Schlundes waren schnell bewältigt, an dessen Ende sich eine Kammer mit einem
tosenden Wasserfall befand. Unter Zuhifenahme eines ehernen Trittes in der Wand der
Kammer gelang dessen Überwindung.
Darauf schloß sich ein rechts windender, aus rötlichem Sandstein
gemauerter, selektiver Gang an, der sich nach kurzen Gekrabble in den originären
Raum öffnete.
Vorsichtig, im Schein der trüben Lampen tastend, bei Bedarf kriechend, in mitten des sich windenden Schlauches über große, von der Decke herabgestürzte Muschelkalkplatten schlängelnd oder darunter herschlufend, über tosende Wasserfälle spreizend, teils in niedrigen Passagen den Enten huldigend, bewegte sich die wackere Schaar vorwärts.
Nach einer Zeiteinheit knickte der Gang plötzlich nach rechts,
breiter werdend und sich den trüben Wassern nähernd, ab. Vorher bot eine kleine Kammer
den Unerschrockenen reichlich Platz, sich gegen die, alle Körperenergie auszehrenden,
tiefer werdenen Fluten, durch Anlegen neoprenener Harnische zu wappnen. Derart geschützt,
konnte der Weiterweg gefahrlos fortgesetzt werden. Doch nach etwa 80 Schritten knickte
der Gang wiederum ab und die Decke desselben verschwand in den dunklen Fluten.
Knappe Michael forderte den Ariadnefaden und das eherne Odembehältnis
an, um daraufhin tollkühn die weiteren Erkundungen fortzusetzten. Auch der Vordenker
entschloß sich, ihm in den trüben Wässern beizustehen. Nach dem längere Zeit nur
Geblubber zu hören war, erschien Michael und verkündete, dass der Faden in den, hinter
dem syfonen Höhlenteilen wieder lufterfüllten Gängen, befestigt sei. Dies spornte
auch den Vordenker an, sich dem Gewässer anzuvertrauen und die andere Seite zu inspizieren.
Doch nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf, um den Umstehenden zu versichern, dass
der Syfon nicht annähernd seinen Größen- verhältnissen angepaßt sei.
Nachdem Michael noch einen Durchgang getätig hatte, versuchte sich der Vordenker abermals, brach aber nach ein paar Fuß wegen angeblichen fortgeschrittenen Energieverlußts ab. Daraufhin wurde das Vorhaben auf sonnenreichere Zeiten, die u. U. auch wärmeres Wasser versprachen, verschoben. Der Rückzug gestaltete sich angesichts der in Gedanken noch zu entdeckenden, gigantischen Gänge äußerst kurzweilig.