Einem glücklichen Umstand hat es Kamerad Fitzner zu verdanken, diese eindrucksvolle Demonstration eines Alten-Männer-Vereins miterleben zu dürfen - Kamerad Wipplinger hatte die Fischköppe bei Laune zu halten und so konnte Kamerad Fitzner nachrücken.
Die Anreise schon am Abend vorher ist für CaveSeekers eher ungewöhnlich, machte hier aber durchaus Sinn. Interessante Vorträge und Gespräche, ein paar Bier und der Abend war gelaufen.
Das vertraute Geräusch auf´s Hüttendach trommelnden Regens und das sägende Geräusch abblasender Luft der Zimmerkollegen ergaben eine spannende Kollage im Traum des Herrn Fitzners - der Geruch wurde verdrängt.
Am Samstag Morgen regnete es dann nur noch sporadisch, so dass ein Aufstieg zum Hohlraum erwogen wurde. Die klammen Klamotten, die Nässe von oben und von unten, den grünen Zierat ständig im Gesicht, das hatte schon viel von einem bis vor kurzem populären Dschungel-Camp. Fehlten nur noch die einschlägigen Tiere. Na ja, vielleicht im Loch.
Endlich am Loch angekommen, wurde ersteinmal kritisch der in der Tiefe veschwindende Wasserfall in Augenschein genommen: Grenzwertig. Das Umziehen im Regen war lustig und die Kavaliere eifrig bemüht, den Damen in den Neo zu helfen. Trotz aller Trägheit stand Klein-Fitzner zufällig zu nahe am Galgen und wurde daher das erste Opfer des Schlundes.
Der Einstieg in die Abseilpiste war schon sehr spannend. Durch den Galgen befand sich nämlich die Umlenkung nicht wie bisher gewohnt im Gesichtskreis des Delinquenten, sondern im Rücken über Kopfhöhe. Aufgrund einer in diesem Ausmaß noch nicht gekannten Muffe musste auf eine photographische Dokumentation der Abseilfahrt verzichtet werden.
Unten wurde dann doch noch das Quergangsseil zur Plattform erwischt - im Gegensatz zu manch anderem, der dann er erstmal hüfthoch im reißenden Bach stand - und schon mal die Materialseilbahn getestet. Versicherungstechnisch "Materialseilbahn", weil dann keine Haftung für zu dicke Höfos?
Was soll´s: nach der Befahrung des wilden Höhlenbaches Richtung erstes Biwak kam es beim Umtrunk im Biwak I zu ernsten Diskussionen: In den Neo pissen oder doch lieber Mut zum Suchen...
Die anschließende Ausfahrt verlief in Teilen dann noch spannender. Hier eine ePost, geschrieben unmittelbar nach Ankunft zu Hause:
"Hallo Kollegen,
Das Bild zeigt unseren Kameraden Konopac mit dem Fotografen gemeinsam - immerhin zusammen deutlich über 200Kg - am Aufstiegsseil im Schacht hängend, beim Ersteinsatz eines Kettensägenmotors als Seilwinde kurz nach dem Ausfall des selben.
Der Wasserfall stürzt auf uns herab. Nur Herr Fitzner´s todesmutigen Willen, der Nachwelt dieses Dokument zu hinterlassen, ist es zu verdanken, dass dieses seltene Bild entstand. Deutlich ist die Panik in den Augen des Herrn Konopac zu erkennen, als er nach Luft ringend, seine womöglich letzten Sekunden verlebt.
Doch die beiden Kameraden an der Seilwinde schafften es mit übermenschlicher Anstrengung, den Motor wieder zu Betanken, der uns dann doch mit offensichtlichem Unwillen ans Tageslicht brachte.
Dafür gab´s für ihn erstmal eine 15 menütige Pause zum Abkühlen - natürlich auch für die Freunde im Loch, wobei auch hier Abkühlung hin zur Unterkühhlung vorherrschte."
Ein paar Stunden später traf dann die Gegendarstellung von Herrn Konopac ein:
"Hallo Freunde,
Nach meiner Erinnerung ist das Foto entstanden, als Herr Fitzner panisch fotografierend, neben diversen leeren Bildern, einer gelben fitznerschen Gummistiefelspitze und ein paar Reepschnurenden, just in dem Moment auf mich zielte, als er deutlich den Wasserfall übertönend genau auf meiner Nasenhöhe der Natur freien Lauf ließ . Insofern stimmt das mit dem Luftmangel und meinem befürchteten Ableben. :-))
Bleibt noch zu Erwähnen, dass eine Befahrung 1934 an genau dieser Stelle im Aufstieg durch Unterkühlung tödlich endete."