Das Loch zierte sich, wie eine 13 Jungfrau vor der Hochzeitsnacht.
Bereits vor einigen Wochen wurde am Fuße einer Doline in einer Nacht- und Nebelaktion vergebens gesucht. Die umherirrenden Caveseekers hatten größte Mühen sich selbst zu finden. Für das eigentliche Loch blieb nicht viel Suchkapazität übrig. Dank unserer guten akustischen Wahrnehmung trafen sich die verlorenen Buben und Mädchen aber endlich wieder, sodass sie am Sonntag, den unter schwierigsten Umständen den ersten Vorstoß in den herrlich frisch durchweichten Schlamm wagen konnten. Herr Bugelmüller war es, der mit seinem Ranzen die jungfräuliche Öffnung des Schachtes als erster deflorierte, um in ungeahnte Tiefen vorzustoßen. Was er am sprichwörtlichen Ende von Herrn Härtl´s Seil vorfand, war neben einigem Unrat, ein weiterer Spalt, der leider zu einem späteren Zeitpunkt erkundet werden musste.
Somit hat sich eine Abordnung der Caveseekers an einem weiteren Samstag auf den Weg gemacht, um den gesamten Hohlraum zu belichten. Nach dem Einschlazen und dem präzisem Einbau des Seils durch Chefeinseiler Härtl hörte man im Wald Karabiner klicken, und innerhalb kürzester Zeit fanden sich die lehmverschmierten Gesichter am Boden des Schachtes wieder. Nachdem sich die Teilnehmer dann nicht wirklich einig waren, wie denn nun weiter vorzugehen ist, wurde erstmal lautstark diskutiert, ob es sinnvoller sei, das Seil 'irgendwo' festzumachen - oder aber das bisherige zu nutzen um weiter in den Schacht vorzudringen. Dann eine einsame Entscheidung: Herr Wolfram drückte sich durch den schmalen Spalt. Unten angekommen stellte er fest, dass alles gut ist. Endlich entschloss sich der memmenhafte Rest zu einer anständigen Knipserei. Einige Ärgereien und Speicherkartenfehler später konnte diese sogar - der guten Ausstattung des Herrn Wipplinger sei Dank - zum Guten gewendet werden.
Der Aufstieg wurde von fast allen perfekt gemeistert. Herr Arendt wollte seine einschlägigen Erfahrungen mit Wendelhälsen beim Ausstieg - sozusagen im Selbstversuch - am eigenen Wendeknie vertiefen. Er schaffte jedoch - selbst unter unmännlichem Quieken - nur unspektakuläre 90 Grad. Ein mitfühlender Kommentar des : "Wenn ich solch' ein Leiden sehe, möchte ich nicht alt werden."
Zu guter letzt rückten alle noch geschlossen in eine internationale Lokalität ein, um die Strapazen mit einer leckeren Kleinigkeit zu belohnen. Anschließend wurde die Heimreise angetreten. Vorher konnte noch - natürlich nur unter vorgehaltener Hand - über einen Bilderbuch-Ostdeutschen gelacht werden, der exakt so wie er war, bei Breitarsch am Mittag oder gar bei Pritt dem staunendem Volk von seiner jungen Karriere als Wiedervereinigungsverlierer berichten hätte können.