Man steht unbeholfen auf der Straße und legt behutsam die Kasparkostüme an. Die Machete liegt griffbereit im Wagen. Plötzlich bleibt ein dunkles, von einem gelenktes Kraftfahrzeug neben dem Einsatzaudi stehen. Herr Wipplinger wendet sich pikiert ab, während Herr Konopac dem Neuankömmling umgehend zu verstehen gibt "What's your name!" - zum einen, um , zum anderen aber, um zu wissen, wer später den Audi haben wird.
Die Stimmung ist zunächst bestens. Aber dann emittiert Herr Konopac unvermittelt die immergleiche Litanei des Schreckens vom Heldentum in der Hessenhau-Höhle. Von der unfassbaren Schönheit der selben und vom unglaublichen Einsatz, der gezeigt wurde, bis es zum Durchbruch kam und von unglaublichen Tauchabenteuern.
Zunächst hat sich Herr Wipplinger noch unter Kontrolle. Doch als nach 10 Minuten der oralen Lobpreisung schließlich das Smartphone ausgepackt und mit der Präsentation von Fotos und Videos begonnen wird, bricht es aus ihm heraus: "The truth is: There is a village of about 50.000 people - and everthing they eat or drink flows directly through that cave. Obviously it is the most beautiful and desireable cave in the world - so shut up!" Im Rausch des Hasses tätschelt er die Machete.
Ein lautes "Halt's Maul" und ein halblautes "Right" kann vernommen werden. Zwei Drittel der Mannschaft zieht los - nur bleibt zunächst zurück und verherrlicht weiter im schlimmsten Siemens-Englisch.
0,16km weiter baut Herr Wipplinger das Seil ein. Die Einheimischen, zusammengeführt von den Touristen, unterhalten sich zwischenzeitlich angeregt und beschließen, den nahen Eingang eines weiteren fantastischen Lochs zu besichtigen. Herr Konopac schließt sich dem Grüppchen an, so fahren zunächst die Herren Wipplinger und Seeleitner ein.
Wenig später an der ersten - ca. 2 Meter langen - Traversierstrecke: Herr Seeleitner bockt. Herr Wipplinger versucht es zunächst mit freundlichem Zureden. Dann versucht er Herrn Seeleitner sachte davon in Kenntnis zu setzen, dass dessen Anwesenheit auf der Erde nicht endet, nur weil er tödlich verunglückt. Als auch das nichts nützt, beginnt er mit wüsten Beschimpfungen - und endlich setzt sich Herr Seeleitner langsam in Bewegung. Zum Vergleich: Herr Konopac überwindet die Traverse in ca. 4 Sekunden. Herr Seeleitner in 20 Minuten.
Das nächste Mal wird ca. 10 Meter weiter an einer unspektakulären Engstelle gebockt. Wieder ausgiebig. Zum dritten Mal dann beim Abseilen in den nächsten Schacht und zum vierten Mal dann beim Aufseilen auf der anderen Seite des Schachts. Als ob nicht schon der Gipfel der Motivationslosigkeit erreicht worden wäre, stößt schließlich Herr Konopac zum harmonischen Duett. Mit ekelhaftem Elan stürmt er das dynamische Seil hinauf, wuchtet sich ungelenk über den Felsblock und wartet schnaufend auf die Gefolgschaft.
Herr Wipplinger kämpft sich sogleich am Gummiseil hinauf, nicht ohne weitere Hasstiraden von sich zu geben. Als auch er sich über das Balkongeländer geworfen hat, folgt Kamerad Seeleitner - bis zum Ende des Seils.
Durch ein kleines Loch dringt die psychologisch geschulte Stimme Herrn Konopacs "Der Seeleitner kommt hier auf keinen Fall weiter - eine weitere Traverse, die nur mit dem Rücken nach unten zu überwinden ist - und dann noch eine, bei der man ausspreizen muss. Und zwar mit dem Rücken auf der einen Seite und den Füßen auf der anderen."
Irgendwie kommt diese Information bei Herrn Seeleitner an - und er bockt endgültig. Herr Wipplinger hingegen hangelt sich kurz am Seil entlang, klettert in 20 Sekunden über die zweite Traverse und steht im Crystal Room.
Hier wird ausgiebig fotografiert. Wegen der Anwesenheit Herrn Konopacs insbesondere auch Dinge, die für den echten Höhlenforscher interessant sein mögen. Nach 35 Minuten und eines gänzlich eingeschlafenen Gesichts ist der Raum komplett fotografiert und man zieht sich zurück.
Als sich die Herren durch ihre Schmerzensäußerungen wieder am Gummiseil ankündigen, tritt Herr Seeleitner den Rückzug an. Durch einen fast schon optimiert scheinenden Ablauf sind alle Seile staufrei zu befahren und man trifft sich wieder am Sinterpropf - kurz vor der Ausgangstraverse. Herr Wipplinger lässt sich zurückfallen und übt sich in Ein-Mann-Ohne-Blitzschlampen-Fotografie und stellt dabei fest, dass Schwindel nicht nur angenehm ist.
Stichwort: P R O J E K T 2 7 P L U S.
Herr Seeleitner übt sich derweil einige Zeiteinheiten darin, auf einem winzigen Lehmtritt nicht auszurutschen und 20m in die Tiefe zu stürzen. Herr Konopac spendet unerwartet Lob und man kann aufseilen - angenehm mit viel Wandkontakt.
Wieder zurück am KFZ wird entschieden, kurz nach Italien an den Strand zu fahren, um dort den Sonnenuntergang zu beobachten und Nahrung zu suchen. Wie immer scheitert dieses Ansinnen aufgrund der unbegreiflichen Straßenführung Italiens - die Sonne geht irgendwo im Industrieviertel hinter ein paar Kränen unter. Der Ärger darüber wird "beim Italiener, bei dem die anderen zu Ostern immer sind" mit Nahrungsaufnahme bekämpft. Nach nur wenigen Stunden sinnloser Autofahrt kann endlich in der luxoriösen Badewanne geduscht werden - oder auch nicht.