Ganze 500m Entfernung
zum Höhleneingang. Vom Parkplatz aus. Luftlinie. So etwas erschreckt den CaveSeeker
nicht. Oder nur selten. Erschreckend ist eher die Tatsache, das ganze 280m Seil bis
zum Eingang 100m höher geschleppt sein wollen.
Hat man, nach gut einer Stunde strammen
Marsches durch die unwegsame Karstlandschaft, den recht gut versteckten Höhleneingang
gefunden, steht man vor der mit -317m und 710m Gesamtlänge zweittiefsten
Höhle auf Mallorca. Nur die Avenc des Puig Caragoler ist
mit 318m einen ganzen Meter tiefer und zur Zeit der Rekordhalter auf Mallorca. Man
sollte unterwegs nicht versäumen seinen Blick ab und an auf die grandiose Karst und
Gebirgslandschaft der Serra de Tramuntana zu richten. Absolut atemberaubend was diese
Insel zu bieten hat. Dem aufmerksamen Betrachter dieses Naturschauspiels wird nicht
entgehen, dass man auf den letzten Metern bis zur Höhle die Mündung des Torrent de
Pareis und die Sa Calobra Schlucht bewundern kann.
Ist dies alles soweit verarbeitet und der Schweiß der Wanderung getrocknet, kann mit der Befahrung der "Glockenhöhle" an einem 30 Meter Seil über die erste trockene Rampe hinab in den Sala de la Campament begonnen werden. Ein natürlicher Fixpunkt ist gleich am Eingang vorhanden, hier wurde auch vom Autor ein Euscorpius balearicus schweigend zur Kenntnis genommen, schweigend um den weiblichen Anteil der Truppe nicht in Panik zu versetzen. Wer nun meint sich in der ersten Halle weiter abkühlen zu können, irrt! Die jährliche Durchschnittstemperatur in Mallorcas Höhlen beträgt 18-20°C. Blöd eigentlich.
Aufrecht und bequem gehts von hier ab
weiter zum Sala de la Gracia oder auch Sala de Gigants. Bei einer Länge von 140m,
einer Breite von über 90m und einer Höhe von 30m trägt diese Halle zu Recht den Namen
Gigant. Man vermutet auf Mallorca das dies die größte Höhlen-Halle Euroas sei. Vermutlich
aber nur wenn man Slowenien nicht zum europäischen Kontinent zählt.
Der obere Teil der Halle überzeugt durch
seine zahlreichen und weitflächigen Sinterbecken welche mit einigen Stalagmiten und
kleineren in Stufen angeordneten Sinterfällen bereichert werden. Die teils 30m hohen
Sinterfahnen und Tropfsteinorgeln an den Höhlenwänden unterstreichen weiter die Dimensionen
des Giganten mit ihren Ausmaßen.
Nachdem man mittels eines 70m Seils und
einigen Spits den ersten großen Sinterfall - Rampa dels Tres - in der Größe eines
4 Familienhauses im mittleren Bereich der Halle überwunden hat, findet man sich nun
im lehmigen und nassen Teil des Giganten wieder. Jedoch hielt sich zum Zeitpunkt
der Befahrung die Sauerei sehr in Grenzen, doch wurde uns über einen ohrenbetäubenden
Wasserfall während den sehr seltenen Regenperioden über eben diesen großen Sinterfall
berichtet. Unter Umständen ist es dann nicht möglich diesen zu bezwingen, zumindest
im Aufstieg. Der untere Teil der Halle gestaltet sich für den tropfsteinvernarrten
Franken eher spährlich, allerlei Geröll und Blockwerk überwiegen das Bild. Ein von
Besuchern der Höhle kreiertes Lehmfiguren-Spiel und ein Basteltisch helfen dem kurzzeitig
gelangweilten Höhlengeher etwas über die Wartephasen hinweg, während sich die Suche
nach weiteren wichtigen Motiven für Fotos in die Länge zieht.
Nun gelangt man an das unteren Ende des
Giganten, welches in eine für fränkische Verhältnisse geräumige und längere Schlufstrecke
mündet. Wurde Mann/Frau und Material durch den ca. 20m lange Gang befördert, gelangt
man in den Sala d'Excentriques. Es folgen Excentrics, Stalaktiten und Stalagmiten
in herrlichem Weiß. Leider wussten wohl einige von Sangria betäubte Besucher dies
nicht zu schätzen, und "verziehrten" diese mit Lehmbatzen. Idioten überall, auch
auf Malle. In dieser geräumigen Halle seilt man ein weiteres mal über eine Rampe
ab - weniger spektakulär. Immerhin kommt man in Kontakt mit immer mehr Lehm. So gelangt
in den Sala dels Gorgs bei -174m. Einige haushohe Sinterberge, aktive Sinterbecken,
Tropfsteine und eine Quelle nebst See bieten dem Betrachter Grund zum verweilen und
eventuell auch zu einem kühlen Bad im See.
Dem sportlich ambitionierte CaveSeeker
bietet sich hier im Anschluß die Möglichkeit, weiter in den reichlich lehmigen -
aber gänzlich sinterfrein - Bereich der Campana mittels einem 120m Seil bis auf -317m
in den Sala dels Blocs vorzudringen. Dieser Weg gestaltet sich über mehrere Stufen
durchaus bequem, mit einigen Engstellen und Lehmpassagen ist aber zu rechnen.