Das Silberloch vermittelt - von außen betrachtet - den Eindruck einer typischen Rentnerhöhle. Auch wenn ihm die obligatorische Bank mit Tisch fehlt, so lädt es mit einem gut sichtbaren, leicht begehbaren Eingang - nach dessen problemloser Bezwingung bereits wieder aufrecht weitergegangen werden kann - jeden ein, der des steilen Weges vor ihr entlangstolpert.
Im weiteren Verlauf des Hohlraums wandelt sich das Bild jedoch auf dramatische Weise. Das Silberloch entwickelt sich nach und nach zu einer der schlimmsten Höhlen, die in Nordbayern bekrochen werden können - und zu einer der gefährlichsten. Insbesondere für starke Raucher, Trinker oder auch Geocacher. Dies ist auch der Grund, warum hier die Lage des Silberlochs nicht preisgegeben wird. Das aber nur am Rande.
Der Eingangsbereich ist stark angegriffen - es lässt sich nur noch erahnen, wie es hier eventuell einmal ausgesehen haben könnte, als der erste Höhlenbär einzog. Heute kotet der Höhlenbär nur noch selten ins Silberloch. Stattdessen kann an vielen Stellen reichlich menschliche Notdurft - zusammen mit reichlich anderem Müll - aufgestöbert werden. Da der vorgefundene Müll im Laufe der Jahre aber nicht an Volumen zunimmt, kann davon ausgegangen werden, dass sich ein paar Silberloch-Freunde ab und an die Zeit nehmen, den Unrat aus dem Loch zu entfernen. Danke dafür!
Nach dem Überwinden einer eingangsnahen Kletterstelle, findet man sich in einem ehemaligen Flussbett wieder, welches bergwärts immer enger wird. Lange war hier Schluss. Seit geraumer Zeit führt allerdings ein angenehmer Schluf durch den Batz und so gelangt man weiter zu einem völlig versinterten und sehr schmierigen Aufstieg. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Schlaz nur ein wenig mit Lehm beschmiert und das mitgeführte Material ist noch sauber. Das ändert sich aber bald.
In der ansehnlich versinterten BR-Halle (Hörensagen: "Der Name der Halle rührt von der durch den Bayerischen Rundfunk angestoßenen, weitgehend totalen Vernichtung der Halle durch Sendung eines Beitrages zu ihr her") angekommen, findet sich auch gleich ein weiteres Loch im Boden, durch das eilig entschwunden wird. Hier offenbart sich nun eine Art Labyrinth, durch das man sich solange kopflos fortbewegt, bis man auf DEN SCHACHT stößt. Der Schlaz ist inzwischen fast völlig mit Lehm beschmiert, jedoch noch nicht durchnässt, und die Lehmschicht ist nur maximal einen Millimeter dick.
Der Schacht ist schätzungsweise 40 Meter tief und das kleine Loch, durch welches man ihn entdeckt, befindet sich ungefähr 30 Meter über dessen Boden. Weil der Schacht absolut senkrecht abfällt, stellt sich sehr schnell ein gewisses Unwohlsein ein. Macht aber nichts - nach 35 Minuten Diskussion über die Vor- und Nachteile eines Absturzes seilt man sich ab und hat bereits Probleme mit dem Bremsen, weil die Geräte völlig mit Lehm verschmiert sind.
Stolz unten aufgeschlagen, verdrängt man dann den Gedanken an den Wiederaufstieg und suhlt sich stattdessen im noch feuchteren und dort tatsächlich omnipräsenten Lehm, um weitere Gänge zu entdecken. So gibt es eine kleine Lehmhölle direkt unter dem Boden des Schachtes - 40cm hoch, Fläche weitgehend exakt der des Schachtes entsprechend, voll mit halbweichem Lehm - und ein weiteres Loch im Boden, welches zum berühmten Türkenschluf führt. Und zu einem lustigen Siphon, der bezwungen werden will.
Kaum hat man sich durchs Wasser gedrückt, findet man sich in einem Spalt wieder, der mit den letzten Kräften erklommen werden muss. Der Mann mit Bauch ist hier im Vorteil - kann er doch mit Hilfe der Ranzenbremse ein stetiges Abrutschen seiner selbst verhindern. Nach dem Spalt tut sich dann der größte Raum der Höhle auf. Es scheint in nahezu alle Richtungen Fortsetzungen zu geben - jedoch führen sie selten sehr weit. Es existiert ein weiterer Schacht in die Tiefe, der aus Materialmangel noch immer nicht untersucht werden konnte. Die Höhe der Halle dürfte auch den Superlativ in Nordbayern bilden.
Inzwischen ist der Schlaz komplett mit einer 5 Millimeter dicken, feuchten Lehmschicht bedeckt. Auch der Unterschlaz ist feucht. Das Gewicht des Höhlengängers hat sich um ca. 15 Kilo erhöht, das Gewicht des Materials nochmals um 15 Kilo. Der Aufstieg erweist sich als sehr mühsam, weil die Seilklemmen - bedingt durch den vielen schmierigen Dreck, das zusätzliche Gewicht des Drecks und die Unmengen an Schweiß, die vom Gesicht auf die Technik spritzen - nicht mehr fassen und dann ohne Vorwarnung abrutschen. Das Entfernen der Seile und das Ablegen des Fallgurtes erfordern alle Kräfte, weil sich jeder Karabiner und jede Schnalle seiner/ihrer Öffnung widersetzt. Der Schlaz und die Schleifsäcke bleiben überall kleben und erschweren dadurch die gesamte Situation. Zusammengefasst: Ein echter Spaß.
Nach über 7 Stunden verlässt man dann erleichtert das Silberloch und weiß genau, dass man für mindestens eine Woche von der Höhlerei genug hat.